PISA 2015: Neustart mit Fragezeichen

Bern, 06.12.2016 - Die OECD veröffentlicht heute die Ergebnisse von PISA 2015, darunter auch die Ergebnisse der 15-Jährigen in der Schweiz. Erstmals wurden die Aufgaben am Computer gelöst. Dieser Wechsel bei der Erhebungsart und andere von der OECD vorgenommene Veränderungen werfen allerdings zahlreiche Fragen zur Vergleichbarkeit der Daten auf, die noch nicht geklärt sind. Eine abschliessende Darstellung und Interpretation der Daten für die Schweiz ist vor diesem Hintergrund nicht möglich.

Die OECD publiziert heute Dienstag, 6. Dezember 2016, die Ergebnisse der PISA-Erhebung 2015 für alle 72 teilnehmenden Länder. Bei diesem von der OECD durchgeführten Programm (Programme for International Student Assessment) haben 15-jährige Jugendliche weltweit Aufgaben zu Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen gelöst. 2015 wurde der Kompetenzbereich Naturwissenschaften besonders umfassend getestet (Schwerpunkt). In der Schweiz haben 6’600 15-Jährige an den Tests teilgenommen.

Für die Schweiz werden heute seitens der OECD u.a. folgende Daten präsentiert, die jedoch noch viele Fragen aufwerfen (siehe unten «Offene Fragen»): Gemäss dem OECD-Bericht kann das Abschneiden der Schweiz in den drei getesteten Fachbereichen über mehrere PISA-Zyklen hinweg betrachtet als stabil bezeichnet werden. Die Mittelwerte verändern sich in den von der OECD berücksichtigten Zeiträumen nicht signifikant (für die Naturwissenschaften wurde der Zeitraum 2006-2015 berücksichtigt, 2009-2015 für das Lesen und 2003-2015 für Mathematik.) In Mathematik erreichen die Schweizer 15-Jährigen 2015 den besten Mittelwert in Europa. Nur Estland weist als weiteres europäisches Land einen vergleichbaren Mittelwert aus, die Mittelwerte der übrigen europäischen Länder liegen signifikant tiefer. In den Naturwissenschaften, dem Schwerpunkt der Erhebung von 2015, liegt der Schweizer Mittelwert ebenfalls über dem OECD-Durchschnitt. Der Mittelwert der Schweiz ist vergleichbar mit demjenigen von Deutschland, während dem die anderen Nachbarländer (Österreich, Italien und Frankreich) signifikant tiefere Mittelwerte ausweisen. Beim Lesen liegt die Schweiz im OECD-Mittelfeld, zusammen mit ihren Nachbarländern Österreich, Italien und Frankreich. Deutschland weist einen signifikant höheren Mittelwert aus.

Offene Fragen
Beim PISA-Zyklus 2015 hat die OECD sowohl bei der Erhebung der Daten als auch bei der Auswertung gewichtige Veränderungen vorgenommen. Das wirft verschiedene Fragen auf:

Es ist nicht abschliessend geklärt, inwieweit auf Länderebene ein Vergleich zwischen den Ergebnissen von PISA 2000 bis PISA 2012 (Papier-Tests) und PISA 2015 (Computer-Tests) gewährleistet ist oder welches die Aussagekraft von Ländervergleichen bei PISA 2015 ist. In den meisten Ländern haben die 15-Jährigen bei der Erhebung 2015 die Aufgaben neu am Computer gelöst und nicht mehr mit Testheften gearbeitet. Der Wechsel auf das computerbasierte Design ist fortschrittlich und birgt zukünftig neue Möglichkeiten der Auswertung. Gleichzeitig stellt dieser Wechsel eine einschneidende Veränderung dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass es Unterschiede gibt, ob eine Aufgabe auf Papier oder am Computer gelöst wird. Aus wissenschaftlicher Sicht sind dazu aber noch viele Fragen offen. Hinzu kommen weitere Fragen, die sich im Zusammenhang mit methodologischen Veränderungen stellen.

Da sich die Zusammensetzung der Schweizer Stichprobe in PISA 2015 von der Stichprobe in PISA 2012 in einer Weise unterscheidet, die nicht durch demographische Veränderungen erklärbar ist, bestehen Unklarheiten bezüglich der Repräsentativität der Stichprobe 2015. Dies muss noch genauer untersucht werden.

Weiteres Vorgehen
Die PISA-Studie ist für die Schweiz zurzeit die einzige internationale Vergleichsmöglichkeit für Schülerleistungen. Die Daten sind auch für das nationale Bildungsmonitoring wichtig. Im Moment ist es unerfreulich, dass PISA 2015 noch keine genügend gesicherten Daten vorliegen. Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) als Auftraggeber verzichten vor diesem Hintergrund auf eine Interpretation und umfassende Darstellung der Schweizer Daten. Regierungsrat Christoph Eymann, Präsident der EDK, hielt in Bern anlässlich einer Medienkonferenz zu PISA fest, dass es heute verfehlt wäre, diese Daten aus bildungspolitischer Sicht zu interpretieren oder gar Schlussfolgerungen für das Schulsystem zu ziehen. Zuerst müssten die aus wissenschaftlicher Sicht noch offenen Fragen geklärt werden.

Die EDK und das SBFI haben die offenen Fragen bei der OECD mehrfach eingebracht. Die EDK hat die OECD in einem Schreiben erneut ersucht, die bestehenden Probleme so zu bearbeiten, dass die Daten für die Schweiz verwendbar werden. Auch in anderen Ländern wird bei der heutigen Publikation auf Schwierigkeiten bei der Interpretation der Daten hingewiesen.

Dokumentation 
Die Schweiz publiziert heute keinen Bericht. Der Bericht der OECD ist auf deren Website einsehbar. Im Anhang zu dieser Medienmitteilung aufgenommen sind Darstellungen zur Positionierung der Schweiz in Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen bei PISA 2015 sowie eine Grafik aus dem OECD-Bericht, welche die Veränderungen in Naturwissenschaften zeigt.


Adresse für Rückfragen

Tiziana Fantini, Projektverantwortliche Kommunikation SBFI, 058 463 04 59, medien@sbfi.admin.ch
Gabriela Fuchs, Kommunikationsverantwortliche EDK, 031 309 51 12, presse@edk.ch



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