ITER / Fusion for Energy
Der Bau des experimentellen thermonuklearen Reaktors ITER verfolgt das Ziel, den Nutzen der Kernfusion für die grossflächige Energieerzeugung nachzuweisen. Dabei sollen Kenntnisse und Technologien entwickelt werden, die für den späteren Bau von Fusionskraftwerken erforderlich sind – für eine sichere, nachhaltige und saubere Stromproduktion. Mit der Unterzeichnung des Abkommens über die Beteiligung der Schweiz an den Programmen der EU wird die Schweiz ab 2026 ihre Teilnahme an ITER als Mitglied des gemeinsamen europäischen Unternehmens Fusion for Energy wieder aufnehmen.

Um die wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen der Kernfusion zu meistern, haben die Europäische Union, China, Indien, Japan, Russland, Südkorea und die Vereinigten Staaten im Jahr 2007 die internationale Organisation ITER Organization (IO) gegründet. Diese Organisation baut auf dem Gelände von Cadarache (Frankreich) eine der komplexesten Maschinen, die je entwickelt wurden. Auf dieser aussergewöhnlichen Baustelle von 42 Hektar arbeiten täglich rund 5'000 Personen an der Montage der Komponenten, die von den Mitgliedstaaten als Sachbeiträge geliefert werden.
Zur Koordination ihrer Beiträge hat die EU das gemeinsame europäische Unternehmen Fusion for Energy (F4E) mit Sitz in Barcelona gegründet. Der wissenschaftliche Betrieb von ITER ist derzeit für das Jahr 2034 vorgesehen. Die entscheidenden nuklearen Experimente werden ab 2039 erwartet.
Schweizer Beteiligung
Seit 1979 pflegt die Schweiz eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Kernfusion mit der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom). Sie hat sich entschieden, nicht direkt als Mitglied der ITER Organization, sondern indirekt über ihre Mitgliedschaft im gemeinsamen europäischen Unternehmen F4E am ITER-Projekt teilzunehmen. Seit der Gründung von F4E ist die Schweiz vollwertiges Mitglied. Zwischen 2007 und 2020 hat sie insgesamt 274,5 Millionen Franken zur Errichtung von ITER beigetragen. Zahlreiche Schweizer Unternehmen und Forschungseinrichtungen konnten dadurch wirtschaftliche Chancen nutzen, indem sie Ausrüstungen und Dienstleistungen in Bereichen wie Kryotechnik, Mechanik, Energieversorgung, Heiztechnologien oder Diagnosesysteme bereitstellten.
Mangels Assoziierung am Forschungs- und Ausbildungsprogramm von Euratom wurde die Schweizer Beteiligung an ITER im Jahr 2021 unterbrochen. Seitdem beschränkt sich die Beteiligung Schweizer Akteure auf Fälle, in denen sie über sowohl unverzichtbares als auch exklusives Fachwissen verfügen. Mit der Unterzeichnung des Abkommens über die EU-Programme (EUPA) nimmt die Schweiz ihre Beteiligung an ITER ab dem 1. Januar 2026 wieder auf – bis zur Auflösung des gemeinsamen europäischen Unternehmens F4E.
Internationale Forschungszusammenarbeit der Schweiz im Bereich Kernfusion
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ist innerhalb der Bundesverwaltung für sämtliche Fragen zur Kernfusionsforschung zuständig, einschliesslich der Schweizer Beteiligung an ITER und Fusion for Energy. Das SBFI vertritt die Schweiz zudem im Fusion Power Coordinating Committee, dem von der Internationalen Energieagentur (IEA) eingesetzten Ausschuss zur Beobachtung der Fortschritte in der internationalen Fusionsforschung. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Swiss Plasma Center (SPC) der EPFL. Dieses vertritt die Schweiz im Konsortium der europäischen Fusionsforschungslabore (EUROfusion), dem die EU die Durchführung des gemeinsamen Euratom-Forschungsprogramms zur Kernfusion übertragen hat. Schliesslich unterstützt das «Swiss ILO Office» die Beteiligung Schweizer Unternehmen an den Arbeiten der mit dem ITER-Projekt verbundenen Organisationen.
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Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Xavier Reymond