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Mehrsprachigkeit in der beruflichen Grundbildung

In der Schweiz mit ihren vier Landessprachen sind Fremdsprachen ein zentraler Bestandteil des sozialen Lebens und sie sind gleichzeitig auch wichtig in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt. Die Verknüpfung von Mehrsprachigkeit mit der beruflichen Grundbildung liegt auf der Hand, sowohl im Rahmen der formalen als auch der nichtformalen Bildung. Das SBFI gibt den Verbundpartnern der Berufsbildung Orientierung hierzu.

In der formalen Bildung: Anforderungen des Arbeitsmarktes

Zur formalen Bildung gehören die staatlich geregelten Bildungsangebote im Bereich der beruflichen Grundbildung, die zu einem EBA- oder EFZ-Abschluss führen. Auf dieser Stufe erfordern verschiedene Berufe Fremdsprachenkompetenzen, die mit den beruflichen Handlungskompetenzen verknüpft sind. Die Trägerschaften der Berufsabschlüsse definieren anhand der Berufspraxis, ob Fremdsprachen in eine berufliche Grundbildung integriert werden sollen und welches Niveau nötig ist. Die Bandbreite der Fremdspracheneinsätze variiert dabei stark zwischen den Berufen. Diese Vielfalt wird durch die Leistungsziele in den Bildungsplänen abgebildet, die an die konkreten Arbeitssituationen ausgerichtet sind. Die Fremdsprachenkompetenzen werden an den verschiedenen Lernorten praxisnah aufgebaut und entsprechen den tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarkts.

Fokus: Funktionale Mehrsprachigkeit

Die berufliche Grundbildung legt den Fokus auf die funktionale Mehrsprachigkeit. Demnach dienen Fremdsprachen vor allem als Werkzeug für den Berufsalltag. Im Mittelpunkt steht die Fähigkeit, berufliche Aufgaben wenn nötig mit Einsatz einer Fremdsprache zu bewältigen. Eine perfekte Beherrschung dieser Sprache wird nicht angestrebt. Der pragmatische Ansatz macht die Fremdsprache für Personen mit weniger Vorkenntnissen besser zugänglich.

Die Orientierungshilfe des SBFI

Die Integration von Fremdsprachen in eine berufliche Grundbildung erfordert Ressourcen und Unterstützung von verschiedenen Seiten. Die Orientierungshilfe des SBFI gibt den Verbundpartnern Empfehlungen. Sie hilft, die notwendigen Ressourcen zu definieren und schweizweite Lösungen zu entwickeln.

Nichtformale Bildungsangebote

Die Förderung der Mehrsprachigkeit kann auch ausserhalb der formalen Bildung erfolgen, durch strukturierte Angebote, die nicht Bestandteil eines Bildungsgangs sind, der zu einem EBA- oder EFZ-Abschluss führt. Dies gilt unabhängig davon, ob in der gewählten beruflichen Grundbildung Fremdsprachenkompetenzen integriert sind oder nicht. Wie bei allen nichtformalen Weiterbildungsmassnahmen liegt auch bei der Mehrsprachigkeit die Initiative und Verantwortung beim Individuum. Kantone und deren Berufsfachschulen sowie Lehrbetriebe können jedoch die Initiative des Einzelnen unterstützen oder sogar Weiterbildungsmassnahmen selbst anregen. Eine solche Massnahme kann auch zur Förderung individueller Talente dienen.

Die folgenden Beispiele von nichtformalen Bildungsangeboten dienen der Orientierung. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Freikurse an Berufsfachschulen: Lernende können die Fremdsprachen-Freikurse besuchen, die an den Berufsfachschulen angeboten werden. Das Angebot variiert von Ort zu Ort. Informationen können bei der Berufsfachschule selbst oder bei der kantonalen Berufsberatung eingeholt werden.
  • Bilingualer Unterricht («bili-Unterricht»): Lernende, welche die Voraussetzungen erfüllen, können die Einteilung in ein kantonales Angebot mit bilingualem Unterricht beantragen. Unter bilingualem Unterricht versteht man den Unterricht in einem bestimmten Unterrichtsgefäss (z.B. Berufskenntnisse oder Allgemeinbildung), der ganz oder teilweise in einer Fremdsprache stattfindet. Die Fremdsprache wird dabei als Unterrichts- und Arbeitssprache verwendet und auf diese Weise erlernt. Die Voraussetzungen und Angebote sind kantonal geregelt. Nähere Informationen erteilt die kantonale Berufsberatung oder das kantonale Berufsbildungsamt. Der Ergebnisbericht «Monitoring bili» der SBBK (PDF) gibt einen Überblick über das Angebot an zweisprachigem Unterricht in allen Kantonen. Er enthält zudem Informationen zu den kantonalen Sprachfreikursen.
  • Sprachaustauschprogramme während der beruflichen Grundbildung: Nationale und internationale Sprachaufenthalte und Austauschprogramme sind eine wichtige Ergänzung zum Fremdsprachenerwerb im Rahmen einer beruflichen Grundbildung oder unabhängig davon. In diesem Bereich gibt es verschiedene öffentliche und private Angebote. Die EDK und der Bund haben 2017 eine gemeinsame Strategie Austausch und Mobilität verabschiedet (siehe auch Fremdsprachen: Sprachaustausch und Mobilität — EDK). Auf operativer Ebene liegt die Verantwortung für die Umsetzung der Strategie weitgehend bei der nationalen Agentur Movetia, die von Bund und Kantonen zur Förderung von Austausch und Mobilität gegründet wurde. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang auch die Ergebnisse einer Umfrage der EDK (PDF) bei den Kantonen zu den im Rahmen der Berufsbildung angebotenen Austauschprogrammen. Angebote für Auslandsaufenthalte existieren auch für Berufsbildungsverantwortliche.

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Nicoletta Gullin Halter
Berufliche Grundbildung