Governance in Vocational and Professional Education and Training (GOVPET)

Unter der Leitung von Professor Patrick Emmenegger (Universität St. Gallen) und Professor Giuliano Bonoli (Universität Lausanne) erforscht das GOVPET Leading House, bestehend aus einem interdisziplinären Team aus Forscherinnen und Forschern an der Universität St. Gallen, der Universität Lausanne, sowie der Universität zu Köln, die Governance der Berufsbildung. Es liefert Erkenntnisse, die unser Verständnis über die Stärken, die Schwächen und die Bedingungen für erfolgreiche dezentrale Kooperation, Anpassungsfähigkeit und soziale Inklusion im Bereich der Ausbildungssysteme erweitern und vertiefen.

Das Forschungsprogramm des Leading House beschäftigt sich mit der systemischen Steuerung von dualen Ausbildungssystemen. In unserer gegenwärtigen Forschung stehen vier Themen im Vordergrund: (1) Kooperation verschiedener (privater und staatlicher) Akteure in der Berufsbildung, (2) der Einfluss des technologischen Wandels auf die Berufsbildung, (3) die Inklusion im Berufsbildungssystem, insbesondere mit Hinblick auf Migration und Flucht, und (4) der Transfer von Berufsbildung in Gesellschaften, die traditionellerweise über kein Berufsbildungssystem verfügen.

Im ersten Teilbereich untersuchen wir, wie es trotz der ständigen Gefahr eines Kooperationszusammenbruchs zu stabilen Formen dezentraler Kooperation kommen kann. Unter anderem steht die Frage im Fokus, wie private Akteure langfristig motiviert werden können, zusammenzuarbeiten und eine gesamtgesellschaftliche Perspektive zu berücksichtigen, auch wenn diese nicht im kurzfristigen Interesse dieser Akteure ist. Im Falle der Schweiz sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Organisationen der Arbeitswelt (OdA) von besonderem Interesse, welche für die duale Berufsbildung zentral sind.

Der zweite Teilbereich dreht sich um die Anpassung von dualen Berufsbildungssystemen an neue gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen. In international vergleichenden Studien untersuchte GOVPET, wie duale Berufsbildungssysteme neuen Herausforderungen gerecht werden. Diese Herausforderungen umfassen zentrale gesellschaftliche Prozesse wie den demografischen Wandel, die Digitalisierung oder die Globalisierung. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche Akteure und Aspekte des Berufsbildungssystems. Diese Thematik ist insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung von zentraler Bedeutung.

In einem dritten Teilbereich erforschen wir, wie Staaten private Akteure dazu bringen können, auch gesamtgesellschaftliche Ziele in ihr Handeln miteinzubeziehen. Im Zentrum dieses Forschungsschwerpunkts steht die Inklusion von benachteiligten Personen ins Bildungssystem. Dabei steht insbesondere Verhältnis zwischen Berufsbildung und Migration und Flucht im Zentrum des Interesses.

Viertens untersuchen wir, wie Berufsbildung in Länder transferiert wird, in welchen diese Form der Ausbildung keine Tradition hat. Dabei steht insbesondere Osteuropa im Vordergrund. In vergleichenden Studien erarbeiten wir die Unterschiede in der Funktionsweise von Bildungssystemen. Wir verstehen so auch besser, was die Erfolgsfaktoren für ein funktionierendes Berufsbildungssystem sind.

GOVPET befindet sich aktuell (2020–2025) in der zweiten Finanzierungsperiode. Während der ersten Finanzierungsperiode von 2015 bis 2020 wurde eine grosse Bandbreite an Governance-Fragen abgedeckt. Der geografische Fokus war dabei eher eng und lag auf den fünf Ländern mit relativ ausgeprägten kollektiven Berufsbildungssystemen, der Schweiz, Österreich, Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Demgegenüber liegt der Fokus in der zweiten Finanzierungsperiode auf spezifischen Herausforderungen für die Berufsbildung. Wir dehnen dafür unseren geografischen Horizont gegenüber der ersten Finanzierungsperiode aus.

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