Als 1969 Buzz Aldrin als zweiter Mann aus der US-Mondlandefähre stieg, entrollte er als erstes das Sonnenwindsegel der Universität Bern und steckte es noch vor der amerikanischen Flagge in den Boden des Mondes. Ein Blick auf die vergangenen 50 Jahre zeigt, dass die Schweiz über die Jahre hinweg verschiedenste Beiträge zur Erkundung und Nutzung des Weltraums geleistet hat und an zahlreichen Missionen beteiligt war. Folgend eine Auswahl wichtiger Meilensteine.
Raumfahrtnation Schweiz

1969

Von Bern zum Mond und wieder zurück: Bei der ersten bemannten Mondlandung führen die Astronauten ein Experiment durch, um den Sonnenwind zu untersuchen – den kontinuierlichen Strom geladener Teilchen, der von der Sonne ausgeht. Johannes Geiss, Professor an der Universität Bern, entwickelte das Experiment und trägt damit dazu bei, konkurrierende Theorien über den Ursprung des Sonnensystems, die Atmosphäre von Planeten und die Dynamik des Sonnenwinds zu klären.
Bild: NASA
1975

Die Raumfahrt unter einem Dach: Zehn Staaten, darunter die Schweiz, gründen die Europäische Weltraumorganisation ESA. Sie entsteht aus der Fusion von ESRO (European Space Research Organisation) und ELDO (European Launcher Development Organisation). Dadurch vergrössert sich der Aufgabenbereich und umfasst jetzt auch operationelle Anwendungssysteme wie Telekommunikationssatelliten.
Bild: ESA
1979

Nutzlastverkleidung einer Trägerrakete – Made in Switzerland: Die europäische Ariane-1-Trägerrakete startet zu ihrem Jungfernflug mit einer Schweizer Nutzlastverkleidung der RUAG (ehemals Contraves). Ariane-1 wurde vor allem entwickelt, um zwei Satelliten gleichzeitig ins All zu transportieren und so Kosten zu sparen. Als die Satelliten immer grösser werden, wird die Ariane-1 durch leistungsfähigere Raketen abgelöst. Die Nutzlastverkleidungen aus der Schweiz beweisen bis heute ihre Zuverlässigkeit.
Bild: ESA
1986

Vorstoss in die Tiefen des Weltraums: Die Sonde Giotto, die erste Mission der ESA in die Tiefen des Weltraums, fliegt 1986 so nahe wie nur möglich am Kometen Halley vorbei. An Bord hat sie ein Spektrometer der Universität Bern. Es misst erstmals vor Ort die Zusammensetzung von Kometenstaub und -gasen.
Bild: ESA
1990

Der Griff nach der Sonne: Start der Ulysses-Mission der ESA/NASA im Jahr 1990. Während der 18-jährigen Beobachtung von Sonne und Heliosphäre liefert Ulysses Daten für die Grundlagenforschung zum Verständnis der Sonne und unserer interstellaren Umgebung. Bei dieser Mission – der längsten in der Geschichte der ESA – ist auch das Instrument SWICS (Solar Wind Ion Composition Spectrometer) aus der Schweiz im Einsatz.
Bild: ESA
1992

Erster Flug ins Weltall mit dem Space-Shuttle: Der Schweizer Claude Nicollier wird 1978 für die erste ESA-Astronautengruppe ausgewählt, die mit dem Space Shuttle der USA ins All fliegen soll. Nicollier gehört viermal zu einer Space-Shuttle-Crew (1992, 1993, 1996 und 1999) und verbringt insgesamt über 1000 Stunden im All. Dazu gehört auch ein Weltraumspaziergang, um neue Instrumente am Teleskop Hubble zu installieren.
Bild: ESA
1995

Jenseits unseres Sonnensystems: Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf entdecken den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, der den nahen Stern 51 Pegasi umkreist.
Bild: ESA
2000

Dienstleistungen für die Forschung im Weltall: Gründung des Zentrums BIOTESC (Biotechnology Space Support Center) der Hochschule Luzern. Das Zentrum arbeitet im Auftrag der ESA. Es betreut Forschende, die Experimente in der Schwerelosigkeit des europäischen Weltraumlabors Columbus, einem Modul der Internationalen Raumstation ISS, machen wollen. Zudem unterstützt es die Crew der ISS bei der Durchführung dieser Experimente.
Bild: Christophe Stolz
2002

Start des fortschrittlichsten Gammastrahlen-Observatoriums INTEGRAL: Das INTErnational Gamma-Ray Astrophysics Laboratory der ESA untersucht eine der energiereichsten Strahlungsarten im Universum. Innerhalb von Sekunden sendet es wissenschaftliche Daten an das INTEGRAL Science Data Center (ISDC) der Universität Genf. Das ISDC stellt der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft entsprechende Alarm-Meldungen, verarbeitete Daten und Analyse-Software zur Verfügung.
Bild: ESA
2004

Rendezvous mit einem Kometen: Rosetta ist die erste Raumsonde überhaupt, die einen Kometen aufsucht, in seine Umlaufbahn eintritt und auf ihm landet. Sie untersucht den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko mit einer Kombination aus Fernerkundungs- und In-situ-Messverfahren. Unter den wissenschaftlichen Instrumenten an Bord ist auch das Spektrometer ROSINA (Rosetta Orbiter Spectrometer for Ion and Neutral Analysis) der Universität Bern.
Bild: ESA
2008

Schweizer Präzision im Weltall: Als Vorbereitung auf das Galileo-System lanciert die ESA in den 1990er-Jahren die Entwicklung von zwei Technologien für Borduhren: Rubidium-Uhren (Rubidium Atomic Frequency Standard, RAFS) und Wasserstoffuhren (Passive Hydrogen Maser, PHM). Beim ersten Galileo-Testsatelliten 2005 kommen RAFS-Uhren zum Einsatz; an Bord des zweiten Testsatelliten GIOVE-B wird die erste PHM-Uhr getestet.
Bild: ESA
2008

An Bord von Columbus: SOVIM, ein Instrument zur präzisen, stabilen und genauen Beobachtung und Messung der Sonneneinstrahlung, gehört zu den ersten Experimenten an Bord des europäischen Forschungslabors COLUMBUS. Das Physikalisch-Meteorologische Observatorium Davos entwickelte das Instrument. COLUMBUS ist an der internationalen Raumstation ISS angedockt.
Bild: ESA
2009 – 2010

Praktische Ausbildung: In enger Zusammenarbeit entwickeln rund 200 Studierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne EPFL und mehrerer Fachhochschulen den «Swisscube». Der CubeSat wird vollständig in der Schweiz hergestellt und 2009 ins All gebracht, um das Nachthimmelsleuchten zu beobachten Ein Jahr später schickt ein Team der Tessiner Fachhochschule SUPSI den Mikrosatelliten Tisat-1 in den Weltraum.
Bild: EPFL
2012

Schutz für eine weitere europäische Trägerrakete: Die Trägerrakete Vega startet ebenfalls mit einer Nutzlastverkleidung der RUAG zu ihrem Jungfernflug. Bis heute produziert die RUAG Space Nutzlastverkleidungen für europäische und US-amerikanische Trägerraketen.
Bild: ESA
2012 – 2016

Erster Vorsitz: Die Schweiz wird zusammen mit Luxemburg formell zur Co-Präsidentin des ESA-Ministerrats gewählt. 2016 fand die Tagung des ESA-Ministerrates zum ersten Mal in der Schweiz statt.
Bild: ESA
2013

Start des vierten ATV-Raumfrachters, Albert Einstein: Der Frachter ist auf Vorschlag der Schweiz nach dem berühmten Physiker benannt. ATV-4 ist eines von fünf ESA-Raumschiffen, die wesentlich zur Versorgung der ISS beitragen. Wichtige Bestandteile der ATVs stammen aus der Schweiz. Dazu gehören die Struktur des Raumschiffs (RUAG Space), der Mikrometeoritenschutzschild (APCO Technologies) sowie elektronische Komponenten (Syderal).
Bild: ESA
2013

CHEOPS (CHaracterising ExOPlanet Satellite) wird als erste S-Klasse-Mission im Rahmen des ESA-Wissenschaftsprogramms ausgewählt. Unter Leitung der Schweiz, Universität Bern, beteiligt sich ein Konsortium aus elf Ländern an der Mission. Sowohl die wissenschaftliche Nutzlast als auch das zugehörige Bodensegment werden unter Führung der Schweiz entwickelt und getestet. Der Start des Satelliten ist für Ende 2019 geplant.
Bild: ESA
2016 – 2018

Die Schweiz beteiligt sich an drei wichtigen wissenschaftlichen Missionen der ESA: Mit der Mission ExoMars sucht die ESA nach Leben auf dem Mars. Ziel der Mission Aeolus ist die globale Bestimmung von Windprofilen in der Atmosphäre. BepiColombo soll dazu beitragen, das Verständnis über den Planeten Merkur zu verbessern sowie zusätzliche Informationen über Ursprung und Entwicklung unseres Sonnensystems zu gewinnen. Bei allen drei Missionen ist Schweizer Know-how mit an Bord.
Bild: ESA
2018

Die amerikanische Sonde «InSight» tritt ihre Reise zum Mars an. Ihr Ziel: Messdaten zum besseren Verständnis des Aufbaus des Roten Planeten sammeln. Zentraler Bestandteil der NASA-Mission ist ein Seismometer, welches unter der Leitung von Frankreich gemeinsam mit Deutschland, der Schweiz (ETH Zürich und Privatindustrie), dem Vereinigten Königreich und den USA entwickelt und gebaut wurde.
Bild: NASA
Weitere Informationen
Die vorliegende Zusammenstellung stützt sich im Wesentlichen auf die Publikation «Die Schweiz im Weltall – Spitzenforschung und Hightech – auch für den Alltag», herausgegeben vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA in Zusammenarbeit mit dem SBFI, Bern 2016.

Bern feiert 50 Jahre Mondlandung
Vom 28. Juni bis 4. Juli 2019 feiert die Universität Bern gemeinsam mit der Bevölkerung ein Wissenschaftsfest – unter anderem auf dem Bundesplatz. Das SBFI unterstützt die Veranstaltungen mit einem Beitrag.
Die Weltraumforschung und -technologie hat in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Als Gründungsmitglied der Europäischen Weltraumorganisation ESA positioniert sich die Schweiz als wettbewerbsfähige Partnerin im internationalen Umfeld. Neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen generiert der Raumfahrtbereich wichtige industrielle und technologische Innovationen in der Schweiz.
Das SBFI fördert und koordiniert die Schweizer Weltraumpolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Ihre nationalen Interessen wahrt die Schweiz durch eine gezielte internationale Zusammenarbeit, namentlich durch die Teilnahme an den Programmen der ESA und an weiteren europäischen und internationalen Weltraumaktivitäten. Das SBFI vertritt die Schweiz in der ESA und ist Ansprechpartner für die im Weltraumbereich tätigen wissenschaftlichen Institutionen und Industriebetriebe.
Autor
Renato Krpoun, SBFI
Leiter Abteilung Raumfahrt