In der Digitalisierung verfügt die Schweiz im Bereich Bildung, Forschung und Innovation (BFI) über eine gute Ausgangslage. Sowohl Bund und Kantone als auch Private sind in verschiedensten Bereichen aktiv. Damit die Schweiz auch in Zukunft eines der führenden Länder in der Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien bleibt, ist es wichtig, dass die Kompetenzen in Bildung und Forschung weiter gestärkt werden. Das WBF hat die Herausforderungen der Digitalisierung für Bildung und Forschung in der Schweiz untersucht und den «Aktionsplan Digitalisierung im BFI-Bereich in den Jahren 2019 und 2020» lanciert. Die Massnahmen in den verschiedenen Aktionsfeldern sind teilweise bereits umgesetzt oder in Planung.
Gut unterwegs im digitalen Wandel

Bereich Bildung
Bildungszusammenarbeit
Die Auswirkungen und Potenziale der Digitalisierung werden zurzeit auf allen Ebenen des Bildungssystems breit diskutiert. Entsprechende Strategien und Massnahmen sind geplant oder werden bereits umgesetzt. Um die Kohärenz zwischen den Initiativen auf nationaler und kantonaler Ebene sicherzustellen, arbeiten Bund und Kantone unter Einhaltung der jeweiligen Zuständigkeiten im Koordinationsausschuss «Digitalisierung in der Bildung» eng zusammen. Ziel des Gremiums ist es, gute Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der Bildung zu schaffen. Im Juni 2019 wurde dazu ein Dialog mit den betroffenen Akteuren lanciert.
Der Digitalisierung messen Bund und Kantone auch in der Erklärung 2019 zu den gemeinsamen bildungspolitischen Zielen von Bund und Kantonen einen wichtigen Stellenwert bei. Darin zeigt sich der Wille, eine Strategie zur gemeinsamen Entwicklung des digitalen Bildungsraums Schweiz zu erarbeiten.
Obligatorische Schule
Im Bereich der obligatorischen Schule, wofür die Kantone zuständig sind, enthalten die sprachregionalen Lehrpläne zentrale Kompetenzen, um die Schülerinnen und Schüler auf die digitalisierte Welt vorzubereiten. Auf interkantonaler Ebene hat die Plenarversammlung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK im Juni 2018 ihre Strategie für den Umgang mit Wandel durch Digitalisierung im Bildungswesen verabschiedet. Gestützt darauf wurde im Juni 2019 eine Massnahmenplanung beschlossen. Die Massnahmen betreffen beispielsweise die Datenverwendung in der Bildung oder die Schaffung einer Föderation von Identitätsdiensten für den Bildungsraum Schweiz.
Gymnasium
Der Bundesrat und die EDK haben beschlossen, Informatik als obligatorisches Fach einzuführen. Die entsprechend revidierte Maturitäts-Anerkennungsverordnung ist am 1. August 2018 in Kraft gesetzt worden. Spätestens ab dem Schuljahr 2022/2023 werden schweizweit alle Schülerinnen und Schüler an Gymnasien Informatik als obligatorisches Fach belegen.
Berufsbildung
Die auf den Arbeitsmarkt abgestimmte Schweizer Berufsbildung ist mit den Auswirkungen der Digitalisierung unmittelbar konfrontiert. Bei Berufsrevisionen werden die Anforderungen der Digitalisierung konsequent berücksichtigt und fliessen in die entsprechenden Bildungserlasse ein. Es entstehen aber auch gänzlich neue Berufe wie zum Beispiel im Bereich Cyber Security.
Im Rahmen der Initiative «Berufsbildung 2030» werden die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung breit diskutiert und Massnahmen eingeleitet. Teil der Umsetzungsmassnahmen ist die Förderinitiative «digitalinform.swiss». Damit schafft der Bund Rahmenbedingungen, die über die Projektförderung im engeren Sinn hinausgehen und zusätzlich einen aktiven Know-how-Transfer zwischen den Projekten ermöglichen. Ziel ist es, mithilfe einer Internet-Plattform Vorhandenes sichtbar zu machen und die Akteure untereinander besser zu vernetzen.
Im Bereich der Ausbildung der Lehrpersonen und der Schulleitungen hat der Bundesrat dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) Zusatzmittel für die Integration digitaler Kompetenzen in die Grundausbildung und für bedarfsgerechte Weiterbildungen zugesprochen. Das EHB bietet mit dem Programm «trans:formation» entsprechende Weiterbildungen an.
Querschnittbereiche
Im ausserschulischen Bereich setzt sich der Bund über die Akademien der Wissenschaften aktiv für die (frühe) Förderung der MINT-Kompetenzen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ein. Ausserdem unterstützt er das interkantonale Projekt der Schaffung einer Föderation von Identitätsdiensten für den Bildungsraum Schweiz (siehe obligatorische Schule).
Hochschulen
In ihrer strategischen Planung für die Jahre 2021–2024 hat die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen (swissuniversities) die Digitalisierung als Schwerpunktthema definiert und zahlreiche Massnahmen vorgesehen. Priorität räumt sie der Ausbildung von Fachkräften im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Stärkung der «Digital Skills» der Absolvierenden und des wissenschaftlichen Personals ein.
Bereits 2019 hat swissuniversities das mit projektgebundenen Beiträgen gemäss Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz finanzierte Impulsprogramm «Stärkung der Digital Skills in der Lehre» in den Jahren 2019 und 2020 lanciert. Die Hochschulen planen, das Projekt in der Förderperiode 2021-2024 weiterzuführen. Die Entwicklung neuer Formen des Lehrens und Lernens, die Weiterentwicklung der Curricula sowie die Vermittlung von Kompetenzen in der Anwendung neuer Schlüsseltechnologien der Informatik sind zentrale Herausforderungen, welche die Hochschulen verstärkt angehen werden.
In der Forschung legen die Hochschulen einen Schwerpunkt auf den Kompetenzaufbau in den Kernbereichen der Digitalisierung wie Data Sciences / Digital Sciences. Zugleich setzen sie die interdisziplinäre Erforschung der gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen des digitalen Wandels verstärkt fort. Schliesslich stellt die Bewirtschaftung der wissenschaftlichen Information im Kontext von Open Science eine zentrale Herausforderung für die Hochschulen dar. Hierbei geht es um den Zugang, die Verarbeitung und die Speicherung wissenschaftlicher Informationen und Daten. Die Hochschulen bauen auch ihr Weiterbildungsangebot aus und leisten damit einen Beitrag zum Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit von Fachkräften.
Weiterbildung
Das Weiterbildungsangebot im Bereich von digitalen Kompetenzen ist immens. Allein die Datenbank «weiterbildung.swiss» verzeichnet über 11'000 Angebote. Die Angebotsvielfalt stellt sicher, dass sich Interessierte ihren unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechend weiterbilden können. Bund und Kantone sind subsidiär aktiv, etwa im Rahmen von arbeitsmarktlichen Massnahmen oder bei der Förderung von Grundkompetenzen. So beschloss der Bundesrat 2017 die Einführung eines Schwerpunktes zur Förderung der Grundkompetenzen Erwachsener am Arbeitsplatz. Das Programm ist unter Federführung des SBFI 2018 angelaufen und unterstützt Arbeitgeber, die ihrer Belegschaft für die tägliche Arbeit notwendige IKT-Kompetenzen oder weitere Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Kenntnisse der lokalen Amtssprache oder Alltagsmathematik vermitteln möchten.
Bereich Forschung und Innovation
Nationales Forschungsprogramm «Digitale Transformation» (NFP 77)
Der Bundesrat hat im September 2018 ein neues Nationales Forschungsprogramm zum Thema «Digitale Transformation» lanciert. Hauptziel von NFP 77 ist es, Grundlagenwissen über die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Gesellschaft und Wirtschaft und Handlungswissen für die Politik und Verwaltung zu erarbeiten. Im Zentrum stehen dabei die Themenschwerpunkte «Bildung, Lernen und digitaler Wandel», «Ethik, Vertrauenswürdigkeit und Governance» sowie «Digitale Wirtschaft und Arbeitsmarkt». Das Programm dauert fünf Jahre, sein Finanzrahmen beläuft sich auf insgesamt 30 Millionen Franken. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) wird bis Ende 2019 über die zu fördernden Forschungsgesuche entscheiden. Die Forschungsaktivitäten dauern von 2020 bis Ende 2024, die Programmsynthese wird 2026 erwartet. Das Interesse der Forschenden an der Thematik ist gross.
Neue Serie Nationaler Forschungsschwerpunkte
Der Schweizerische Nationalfonds hat 2017 eine fünfte Serie Nationaler Forschungsschwerpunkte (NFS) ausgeschrieben. Im Rahmen der Ausschreibung erwartet der Bund auch Eingaben, welche die Grundlagenforschung im Bereich der Digitalisierung stärken und ihr Potenzial für verschiedene Anwendungsbereiche nutzen. Zwischenzeitlich hat der SNF die Eingaben für neue NFS unter Einbezug eines international zusammengesetzten Expertenpanels auf ihre Qualität, Interdisziplinarität und Neuartigkeit geprüft und beurteilt. Er empfiehlt dem WBF im Sommer 2019 eine Auswahl als exzellent bewerteter und priorisierter Gesuche zur Durchführung und Finanzierung. Gestützt auf die forschungs- und hochschulpolitische Prüfung des SBFI wird das WBF im 4. Quartal 2019 über die Lancierung neuer NFS entscheiden.
Neue Lehrstühle
Die im Rahmen des Aktionsplans neu gesprochenen Professuren an der ETH Zürich und an der ETH Lausanne wurden 2018 ausgeschrieben. Schwerpunkte der Ausschreibungen waren unter anderem die Bereiche Cyber Security, Software Engineering, Programmiersprachen, maschinelles Lernen und Bildungs- und Lernanalytik im Bereich Computerwissenschaften. Erste Kandidatinnen bzw. Kandidaten werden im Verlaufe des Jahres 2019 von den Präsidenten der ETH Zürich und der EPFL dem ETH-Rat zur Wahl vorgeschlagen.
Lancierung eines Impulsprogramms «Fertigungstechnologien»
Ziel des von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, lancierten Impulsprogramms ist die Förderung von Innovationsprojekten an der Schnittstelle zwischen Forschung und Umsetzung. Von den 46 in der ersten Ausschreibung bis Ende Januar 2019 eingereichten Gesuchen für 18-monatige Projekte wurden 27 bewilligt. Die Eingabefrist der zweiten Ausschreibung lief im Mai 2019 ab. Insgesamt sind 27 Gesuche für 12-monatige Projekte bei Innosuisse eingereicht worden. Für die eingegangenen Gesuche stehen noch zehn Millionen Schweizer Franken zur Verfügung.
Die bei Innosuisse eingereichten Projekte decken ein sehr breites Spektrum von Innovationsthemen im Bereich Industrie 4.0 und moderne Fertigungstechnologien ab. Die Projekte starteten im Mai 2019 bzw. werden im November 2019 starten und dauern bis Oktober 2020.
Aufbau eines nationalen Verbunds von Technologietransferzentren
Mit dem Aufbau von Technologietransferzentren im Bereich der digitalen Fertigungstechnologien soll gezielt eine Lücke zwischen Forschung und industrieller Anwendung geschlossen werden. Für die Pilotphase 2019/2020 werden durch den Dachverband der Technologietransferzentren «Advanced Manufacturing» (AM-TTC Verbund) der Aufbau und die Umsetzung solcher Zentren koordiniert und teilweise durch ETH-Mittel finanziert. Jedes Zentrum wird dabei als sogenannte «Public-Private Partnership» aufgebaut.
Bei positiver Prüfung sollen ab 2021 die in der Pilotphase aufgebauten Zentren im Rahmen von Artikel 15 des Bundesgesetzes über die Förderung von Forschung und Innovation (FIFG) als technologische Plattformen durch den Bund subsidiär unterstützt werden. Bei der Auswahl der Zentren sind neben den Kriterien gemäss Artikel 15 FIFG auch die Empfehlung des AM-TTC Verbunds und die verfügbaren BFI-Mittel zu berücksichtigen.
Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER)
Im Rahmen des Aktionsplans «Koordinierte Energieforschung Schweiz» steuert und finanziert Innosuisse gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds und dem Bundesamt für Energie den Aufbau und Betrieb von interuniversitär vernetzten Forschungskompetenzzentren, den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER). Um die Digitalisierung weiter voran zu treiben, hat Innosuisse vier Projektgesuche der SCCER geprüft und zwei davon im Bereich Energie und Mobilität genehmigt.
Für die Umsetzung des Aktionsplans Digitalisierung sind in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt 213 Mio. CHF an Bundesmitteln vorgesehen. Der Bundesrat hat am 25. April 2018 den erforderlichen Zusatzmitteln von netto 62 Mio. CHF zugestimmt. Die verbleibenden 151 Mio. CHF werden durch thematische Priorisierungen im Rahmen bestehender Instrumente und Kredite umgesetzt.
Weitere Informationen
Autoren
Barbara Montereale, SBFI
Ressortleiterin Bildungskooperation und -forschung
Bereich Bildung
Suzanne Monnier, SBFI
Wissenschaftliche Beraterin Ressort Hochschulpolitik
Bereich Hochschulen
Claudine Dolt, SBFI
Wissenschaftliche Beraterin Ressort Forschung
Bereich Forschung
Christian Busch, SBFI
Wissenschaftlicher Berater Ressort Innovation
Bereich Innovation