Das lebenslange Lernen hat in der Schweiz einen hohen Stellenwert: Die Beteiligung an Bildung und Weiterbildung ist deutlich höher als in Ländern der Europäischen Union. Beteiligen sich dabei vor allem gut ausgebildete Personen intensiv am lebenslangen Lernen, sind Personen ohne nachobligatorischen Abschluss vergleichsweise im Hintertreffen. Hier setzen entsprechende Massnahmen des SBFI an.
Personen ohne nachobligatorischen Abschluss im Fokus der Weiterbildungspolitik

Bild: Iris Krebs
Wissen und Kompetenzen sind einem permanenten Wandel unterworfen: Bestehendes Wissen geht verloren oder verliert seinen Wert, neue Kompetenzen sind gefragt. Entwicklungen wie die Digitalisierung beschleunigen diesen Prozess. Um Bildungsdefizite zu schliessen, ist lebenslanges Lernen ein Muss.
Zunehmend besser ausgebildete Bevölkerung
Betrachtet man den Bildungsstand der ständigen Wohnbevölkerung, steht die Schweiz sehr gut da. Gemäss Bundesamt für Statistik ist die berufliche Grundbildung mit einem Anteil von knapp 40% der häufigste höchste Bildungsabschluss der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz im Alter von 25 bis 64 Jahren. Ein Vergleich der Altersgruppen zeigt jedoch die Bildungsexpansion der letzten Jahrzehnte: Zum einen ist der Anteil der Personen mit einem Tertiärabschluss bei den jüngeren Altersgruppen höher als bei den älteren Altersgruppen. Zum anderen verlassen die jüngeren Generationen anteilsmässig deutlich weniger häufig als die älteren das Bildungssystem ohne postobligatorischen Abschluss.

Europaweit höchste Beteiligungsquoten
Die Beteiligung an Bildung und Weiterbildung ist in der Schweiz über die Jahre hinweg deutlich höher als in den Ländern der EU. Einzig Länder wie Finnland, Schweden, Island oder Dänemark weisen ähnlich hohe Beteiligungsquoten auf wie die Schweiz, erreichen deren Wert aber nicht.

Tiefe Weiterbildungsbeteiligung bei Geringqualifizierten
Personen mit hohen formalen Bildungsabschlüssen bilden sich bereits heute überdurchschnittlich weiter. Anders sieht die Situation bei Geringqualifizierten aus. Personen ohne Abschluss auf der Sekundarstufe II fallen mit einer Beteiligungsquote von rund einem Drittel stark ab. Insbesondere für diese Personen wäre es wichtig, beispielsweise einen Berufsabschluss nachzuholen oder sich anderweitig weiterzubilden, um besser in Arbeitsmarkt und Gesellschaft integriert zu sein. Denn statistisch gesehen sind diese Personen überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei dieser Bevölkerungsgruppe gilt es demnach anzusetzen.

Lebenslanges Lernen: Massnahmen des SBFI
Das SBFI setzt sich zusammen mit seinen jeweiligen Partnern für attraktive Angebote in der Berufsbildung ein und sorgt im Hochschulbereich für optimale Rahmenbedingungen für Lehre und Weiterbildung. In den letzten Jahren hat das SBFI zudem sein Förderinstrumentarium erweitert.
Ausrichtung der Berufsbildung auf das lebenslange Lernen
Im Rahmen der Initiative «Berufsbildung 2030» haben Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt verschiedene Projekte lanciert, um die Berufsbildung auf das lebenslange Lernen auszurichten. Dazu zählen zum Beispiel erwachsenengerechte Angebote in der beruflichen Grundbildung, die Anrechnung von Bildungsleistungen oder die Mobilisierung von Unternehmen.
Subjektorientierte Finanzierung in der höheren Berufsbildung
Seit 1. Januar 2018 kann das SBFI Absolventinnen und Absolventen von Kursen, die auf eidgenössische Berufsprüfungen oder eidgenössische höhere Fachprüfungen vorbereiten, mit Beiträgen finanziell unterstützen. Mit der Einführung der subjektorientierten Finanzierung hat der Bund einen Ausgleich auf Tertiärstufe und eine schweizweit einheitliche Unterstützung geschaffen. Ziel ist es, Absolvierende durch Beiträge direkt zu entlasten und so auch einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit zu leisten.
Förderung über das Weiterbildungsgesetz
- Finanzhilfen an die Organisationen der Weiterbildung, die übergeordnete Leistungen für das Weiterbildungssystem erbringen: In der Förderperiode 2017-2020 wurden sieben Leistungsvereinbarungen abgeschlossen (z.B. Information und Sensibilisierung für den Erwerb von Grundkompetenzen, Wissensaustausch zum Thema Weiterbildung, Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung insgesamt).
- Beiträge an die Kantone im Bereich Grundkompetenzen Erwachsener: 20 Kantone haben in der Förderperiode 2017-2020 eine entsprechende Leistungsvereinbarung mit dem Bund unterzeichnet.
Grundkompetenzen am Arbeitsplatz
«Einfach besser!... am Arbeitsplatz»: Unter diesem Titel fördert das SBFI Weiterbildungen von Unternehmen im Bereich Grundkompetenzen, die auf die Arbeitsplatzherausforderungen zugeschnitten sind.
Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
An der nationalen Konferenz «Ältere Arbeitnehmende» zu Wiedereingliederung und soziale Absicherung haben Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen und Sozialpartnern im Mai 2019 beschlossen, dass eine kostenlose Standortbestimmung, Potenzialanalyse und Laufbahnberatung für Erwachsene über 40 Jahre realisiert werden soll. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der Initiative «Berufsbildung 2030». Ein entsprechendes Projekt wurde im September 2019 lanciert.
Weiterbildung ist primär in der Verantwortung des Individuums und der Arbeitgeber. Bund und Kantone spielen eine subsidiäre Rolle. Der Weiterbildungsmarkt weist jährlich ein Volumen von schätzungsweise über 5 Milliarden Franken auf.
Die Sozialversicherungen und der Bund finanzieren die Weiterbildung mit zirka 500 Millionen Franken pro Jahr. Dazu zählen:
- Weiterbildungsgesetz: Auf Bundesebene trat 2017 das Weiterbildungsgesetz in Kraft. Es ist als Rahmengesetz konzipiert und definiert Grundsätze für die Weiterbildung. Zu seinen Fördertatbeständen zählen Finanzhilfen an Organisationen der Weiterbildung und Beiträge an Kantone im Bereich Grundkompetenzen. Das Fördervolumen beträgt jährlich knapp vier Millionen Franken.
- Spezialgesetze: Der weitaus grösste Teil für Weiterbildung wird auf Bundesebene über zahlreiche Spezialgesetze finanziert. Dazu zählen beispielsweise:
- Ausländer- und Integrationsgesetz
- Berufsbildungsgesetz
- Landwirtschaftsgesetz
- Militärgesetz
- Sportförderungsgesetz
- und andere mehr - Sozialversicherungen: Bedeutende Mittel für die Weiterbildung werden auch im Rahmen der Sozialversicherungen aufgewendet.
Zudem finanzieren Kantone und Gemeinden ebenfalls die Weiterbildung.
Dritter Schweizer Digitaltag – Förderung des lebenslangen Lernens
Am 3. September 2019 hat unter der Federführung von digitalswitzerland und in Zusammenarbeit mit über 90 Partnern an zahlreichen Orten in der Schweiz der dritte Digitaltag stattgefunden. Dabei kam dem lebenslangen Lernen eine besondere Rolle zu. Staatssekretärin Martina Hirayama unterstrich an einer Medienkonferenz, dass der Staat für gute Rahmenbedingungen sorge, die Bildung und Weiterbildung ermöglichen. Das private Engagement jedes Einzelnen und der Unternehmen sei jedoch ebenso wichtig.
Den nationalen Aktionstag nutzten digitalswitzerland und der Schweizerische Arbeitgeberverband als Startschuss für die nationale Kampagne «#LifelongLearning». Mit der Initiative soll das Bewusstsein für lebenslanges Lernen bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern weiter gestärkt werden. Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung verpflichten sich über 125 Arbeitgeber, in ihren Organisationen den insgesamt über 550'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lebenslanges Lernen zu ermöglichen und sie dabei zu unterstützen. Gleichzeitig sollen über 100 Videos von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus der ganzen Schweiz die Bevölkerung ermutigen, ebenfalls in die persönliche Weiterbildung zu investieren.
Autorin
Theres Kuratli, SBFI
Stv. Leiterin Ressort Weiterbildung und Projektförderung
Weitere Informationen
www.lifelonglearning.ch
Auf dieser Plattform finden sich nebst den Erfahrungs-Videos auch über 500 Kurse zum Aneignen digitaler Kompetenzen.