Die Schweiz ist im Forschungs- und Innovationsbereich sehr kompetitiv. Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Linie auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbewerbsprinzip und die internationale Zusammenarbeit. In der Coronakrise zeigt sich exemplarisch, wie sich Forschende an Hochschulen und Forschungsinstitutionen mit ihren Kompetenzen und Erkenntnissen zugunsten von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft einsetzen. In dieser besonderen Situation bedarf es zusätzlich national koordinierter Aktionen der Forschung. Beispiele dazu sind die Einsetzung des wissenschaftlichen Beratungsgremiums «Swiss National Covid-19 Science Task Force» oder die rasche Lancierung des neuen Nationalen Forschungsprogramms «Covid-19».
Auf bewährte Prinzipien und Strukturen setzen und vertrauen

Nationales Forschungsprogramm 78 «Covid-19»
Es besteht ein dringender Forschungsbedarf in der biomedizinischen und klinischen Forschung, um das Covid-19-Virus bezüglich Übertragbarkeit, Wirkung sowie Behandlung (Diagnostik und Therapien) besser verstehen und mit gezielten Massnahmen bekämpfen zu können. Gestützt auf nationale und internationale Expertisen hat der Bundesrat am 16. April 2020 den Schweizerischen Nationalfonds zur wissenschaftlichen Forschung (SNF) beauftragt, das Nationale Forschungsprogramm «Covid-19» auszuschreiben. Die Ausschreibung ist inzwischen erfolgt. Die Forschung ist auf einen Zeitraum von 24 Monaten angelegt und umfasst einen Finanzrahmen von insgesamt 20 Millionen Franken aus bestehenden Mitteln.
Weshalb wurde als Förderinstrument das Format «Nationale Forschungsprogramme» gewählt?
Nationale Forschungsprogramme (NFP) tragen von ihrer Funktion her dazu bei, Lösungen zu drängenden gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Problemen auszuarbeiten. Der Wissensaustausch zwischen Forschung und Praxis nimmt einen grossen Stellenwert ein. Ferner wird ein einzelnes NFP-Projekt in einen thematischen Kontext gesetzt und mit den anderen Projekten des jeweiligen Programms koordiniert realisiert (Behandlung übergeordneter Fragestellungen in thematischen Clustern, Datenaustausch, Methodenseminare, Austausch von Zwischen- und Schlussergebnissen sowie Zusammenarbeit in der Programmsynthese).
Ein hochkarätiges wissenschaftliches Beratungsgremium
Der Bund will das Potenzial der Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft in der aktuellen Krise noch stärker nutzen und gemeinsam mit ihr den besten Ansatz zur Bewältigung der Pandemie finden. Dafür beauftragte der Krisenstab des Bundesrates zur Bewältigung der Corona-Krise (KSBC) das SBFI und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Ende März 2020, die Präsidenten des SNF, des ETH-Rats, der Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen swissuniversities und des Verbunds der Akademien der Wissenschaften mit der Bildung der «Swiss National Covid-19 Science Task Force». In der Task Force sind ausgewiesene Expertinnen und Experten aus den relevanten Fachgebieten vertreten.
Die «Swiss National Covid-19 Science Task Force» hat folgende Aufgaben:
- Sie berät die zuständigen politischen Behörden auf Ebene Bund und Kantone, indem sie den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand aufarbeitet, um damit die politische Entscheidungsfindung zu unterstützen.
- Sie identifiziert Forschungsfelder und -möglichkeiten, in denen die Schweizer Wissenschaft rasch einen wichtigen Beitrag zum Verständnis und zur Bekämpfung von Covid-19 leisten kann.
- Sie eruiert Innovationsmöglichkeiten, bei denen wissenschaftliche Erkenntnisse rasch zu Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen zur Lösung der Covid-19 Pandemie beitragen könnten.
Die «Swiss National Covid-19 Science Task Force» besteht aus zehn Expertengruppen mit jeweils ca. sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie einem koordinierenden Beratungsgremium (Advisory Panel). Die Expertengruppen befassen sich in sogenannten Policy Briefs mit dringenden Fragen zur Covid-19-Krise. Diese Berichte sind auf der Website der Task Force öffentlich zugänglich.
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Worum geht es beim NFP 78 «Covid-19»?
Ziel ist es, die bestehenden, nationalen Forschungskompetenzen maximal möglich zu kanalisieren und in grösseren Projekten über Forschungsverbünde zu bündeln. Dadurch sollen möglichst rasch Ergebnisse erzielt und entsprechende Empfehlungen und Lösungsvorschläge zur Bekämpfung der Corona-Krise in der Schweiz vorgelegt werden können.
Gleichzeitig soll mit diesem Programm die Abstimmung mit anlaufenden Sondermassnahmen auf internationaler Ebene mit den Initiativen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Europäischen Union im Bereich Forschung und Innovation sichergestellt werden. Zum einen erfolgt dies durch die gezielte Nutzung von europäischen und internationalen Netzwerken in den relevanten beziehungsweise dringlichen Forschungsbereichen, zum andern über den Wissens- und Erkenntnisaustausch zwischen den verschiedenen Forschergruppen.
Was sind die Forschungsschwerpunkte?
- Grundlagen (Biologie, Immunologie und Immunopathologie) des Virus SARS-CoV-2 für ein besseres Verständnis der Erkrankung;
- neue Ansätze in der Epidemiologie und in der Prävention für Infektionen durch Covid-19;
- Erforschung und Entwicklung von neuen Impfstoffen und innovativer Diagnostik für den verlässlichen Nachweis von Covid-19;
- klinische Forschung und therapeutische Interventionen von Covid-19.
Wann ist mit ersten Resultaten zu rechnen?
Für die Durchführung des NFP 78 «Covid-19» ist der SNF zuständig. Nach der Genehmigung der Forschungsprojekte – im Sommer 2020 – starten die ersten Forschungsprojekte voraussichtlich im August. Für die gesamte Laufzeit des NFP sind 24 Monate vorgesehen. Die Leitungsgruppe des NFP wird dafür sorgen, dass die Umsetzung und Verwertung der Ergebnisse möglichst schnell stattfinden kann. Dabei helfen das vom SNF lancierte umfassende Projektregister zu Covid-19 (siehe weiterführende Informationen) sowie die Anforderung, alle Ergebnisse sofort Open Access zugänglich zu machen.
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