Nachwuchsförderung ist eine Investition in die Zukunft

Talentförderung für starke Bildung, Forschung und Innovation hat in der Schweiz eine lange Tradition. Junge Menschen sind neugierig, kreativ, oft verspielt innovativ. Je früher junge Talente entdeckt und gefördert werden, desto grösser sind ihre Entfaltungsmöglichkeiten. Deshalb unterstützt der Bund die Wissenschafts-Olympiaden, die Stiftung Schweizer Jugend forscht und die Schweizerische Studienstiftung.

jugend-01
Der ehemalige Präsident der ETH Zürich Ralph Eichler ist Stiftungsratspräsident von Schweizer Jugend forscht. Bild: zVg
jugend-02
Seit über zehn Jahren präsidiert Antonio Loprieno die Schweizerische Studienstiftung.
Bild: Jos Schmid
jugend-03
Cyrille Boinay ist Co-Geschäftsführer der Wissenschafts-Olympiade.
Bild: Claudia Christen

Was macht junge Talente heute aus? Haben sich ihre Profile in den letzten Jahren verändert? Einer, der diese Fragen gut beantworten kann, ist Ralph Eichler. Der amtierende Stiftungsratspräsident von Schweizer Jugend forscht (SJf) und ehemaliger Präsident der ETH Zürich nahm 1967 am ersten nationalen Wettbewerb von SJf teil. Die intrinsische Motivation, etwas Ausserordentliches zu leisten, ist gemäss Eichler seit jeher Ursprung und Triebfeder des individuellen Engagements der Jugendlichen. Heute erlebt er sie jedoch sehr viel stärker in der Kommunikation: «Die Jugendlichen stehen viel selbstbewusster vor unseren Expertinnen und Experten und präsentieren ihre Projekte äusserst kompetent. Man merkt, dass darauf heutzutage in den Schulen mehr Wert gelegt wird.» Auch Antonio Loprieno, Präsident des Stiftungsrats der Schweizerischen Studienstiftung, beobachtet, dass sich die Profile der jungen Talente verändert haben: «Früher reichten schulische oder akademische Leistungen, heute erwartet man von jungen engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Form von Übertragung ihres Wissens auf den Gemeinsinn. Talent zeigt sich auch in der Fähigkeit, Brücken zur gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Anwendung zu schlagen.»

Nachwuchsförderung hat eine lange Tradition
Seit mehr als 50 Jahren engagiert sich Schweizer Jugend forscht für die Förderung leistungsbereiter und innovativer Jugendlicher. An der Jubiläumsfeier 2017 hat Ralph Eichler tief beeindruckt, zu sehen, wie vielen Menschen in der Schweiz Nachwuchsförderung am Herzen liegt. Die steigenden Teilnehmerzahlen an den nationa­len Wettbewerben und eine rekordhohe Anzahl an Finalistinnen und Finalisten bestätigen dies im aktuellen Jahr und dies trotz der Corona-Krise (siehe Kasten). Ein professionelles Team engagiert sich für die jugendlichen Talente in Wissenschaft, Technik und Kunst. Sie können dank Sonderpreisen an internationalen Wettbewerben in Europa, USA und Asien teilnehmen oder am «International Swiss Talent Forum» kreative Ideen zu aktuellen globalen Herausforderungen entwickeln und einem breiten Publikum präsentieren. Für den Anlass 2021 wird im Zusammenhang mit der Pandemie das Thema «Rethinking Surveillance» aufgegriffen.

Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler
Talentförderung in der Schweiz beginnt schon früh: Jedes Jahr motivieren Lehrpersonen in den Schulen, den Berufsfachschulen oder Gymnasien in allen Landesteilen Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 19 Jahren für eine Teilnahme an den Wissenschafts-Olympiaden (WO). Dort können sie ihre Begeisterung für Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik oder Wirtschaft unter Beweis stellen. Die Resonanz ist gross: Die Anmeldungen haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. 2019 erreichten 250 von 4000 Kinder und Jugendlichen die nationalen Finals; ein Viertel davon konnte sich für die internationalen Olympiaden qualifizieren. Dieses Ergebnis begeistert Cyrille Boinay, Co-Geschäftsführer der WO: «Unsere Gesellschaft braucht motivierten Nachwuchs in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. So können wir Herausforderungen wie den stetigen Wandel, den Innovationsdruck und die Digitalisierung meistern.»

Den Horizont im In- und Ausland erweitern
Dieses wachsende Potenzial greift die Schweizerische Studienstiftung (SST) auf. Sie feiert 2021 ihr 30-jähriges Bestehen. Heute kommen rund 750 herausragende Studierende in den Genuss von 100 interdisziplinären Veranstaltungen. Ein Fünftel davon profitiert zudem jährlich von Stipendien für ihre Studienprojekte im In- und Ausland. Der Stiftung ist es ein grosses Anliegen, die Begabtenförderung noch konsequenter mit der gesellschaftlichen Verantwortung für die Zukunft zu verbinden. Die SST konzentriert sich auf die individuelle Förderung und unterstützt somit die persönliche Entwicklung. So können junge Menschen ohne grossen finanziellen Druck das Beste aus ihren Begabungen machen und werden gleichzeitig motiviert, ihren Horizont über ihre Fachrichtungen hinaus zu erweitern. Dadurch kann Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung gelingen. Deshalb sind die Geförderten seit kurzem auch im Stiftungsrat und der Bildungskommission vertreten und gestalten das Förderprogramm aktiv mit.

Das Begabungspotenzial der Schweiz ausschöpfen
All dies gelingt den drei gesamtschweizerisch tätigen Förderorganisationen WO, SJf und SST nur dank unzähliger ehrenamtlicher Arbeitsstunden von Freiwilligen und der ideellen beziehungsweise monetären Unterstützung von Alumni, Fördervereinen, Unternehmen, Stiftungen, Privaten und der öffentlichen Hand. Der Bund unterstützt die drei Organisationen, um das Begabungspotenzial der Schweiz auszuschöpfen und damit die Position als eine der weltweit führenden Nationen in Bildung, Forschung und Innovation zu stärken.

Im Fokus der drei Förderorganisationen stehen gegenwärtig der gemeinsame Ausbau von Lehrpersonen- und Partnernetzwerken sowie der verstärkten Förderung in der Romandie und der italienischen Schweiz. Ein besonderes Augenmerk richten sie auf den chancengerechten Zugang und die Durchlässigkeit zwischen den Förderprogrammen. Sie pflegen auch Schnittstellen zur Stiftung zur Förderung der Berufsmeisterschaften SwissSkills, deren Finalisten regelmässig ebenfalls am «International Swiss Talent Forum» teilnehmen. Der langjährige internationale Erfolg im Vergleich zu ähnlichen Ländern bestätigt die Qualität einer soliden und frühen nationalen Nachwuchsförderung. Die Schweizer Delegationen an den Wettbewerben sowie die Studie­renden im Ausland sind dabei die Botschafter der Schweizer Forschungskreativität und Innovationskraft.

https://www.sbfi.admin.ch/content/sbfi/de/home/dienstleistungen/publikationen/publikationsdatenbank/s-n-2020-4/s-n-2020-4e.html