BFI-Politik auf der Visitenkarte: Swissnex an der Expo 2020 in Dubai

Nach einem erfolgreichen halben Jahr hat die Expo 2020 Dubai ihre Zelte Ende März 2022 abgebrochen. Die Weltausstellung bot auch der Schweiz die Möglichkeit, sich einem globalen Publikum zu präsentieren, Traditionen und Innovationen vorzustellen und strategische Partnerschaften in die Wege zu leiten oder zu vertiefen. Ein besonderer Schwerpunkt im Schweizer Pavillon lag auf den Themen Bildung, Forschung und Innovation.

dubai-1
Ein Schweizer Goldschmied und eine emiratische Branchenkollegin «duellieren» sich in einem freundschaftlichen Wettbewerb. Einen Augenschein nehmen der emiratische Bildungsminister Hussain bin Ibrahim Al Hammadi und der Schweizer Generalkonsul Frank Eggmann. Bild: SBFI

«Ein Grossanlass wie eine Expo ermöglicht es, die Schweizer Berufsbildung einem internationalen Publikum zu präsentieren», sagt Martin Strickler, Fachexperte der Thematik im Ressort Bilaterale Beziehungen des SBFI. Im Dezember des vergangenen Jahres ist er nach Dubai gereist, um bei der Themenwoche «#learningtomorrow» im Schweizer Pavillon dabei zu sein. Die Veranstaltung widmete sich der Vermittlung des hiesigen Berufsbildungsmodells.

Vermittlung einer Schweizer Kernkompetenz

Das SBFI und Swissnex, das weltweite Schweizer Netzwerk für Bildung, Forschung und Innovation, sowie die Schweizer Botschaft in den Vereinigten Emiraten planten die Themenwoche gemeinsam. «Wir vermittelten in Dubai Hauptbotschaften, die unter anderem die Ausrichtung der Berufsbildung auf die Arbeitswelt, das duale Prinzip, die Durchlässigkeit und die regelmässigen Anpassungen der Berufsausbildung an die wandelnden Erfordernisse der Berufswelt zum Inhalt haben», erklärt Strickler. Auch Staatssekretärin Martina Hirayama war in Dubai präsent – allerdings nur in virtueller Form. In einer aufgezeichneten Rede lud sie die Besucherinnen und Besucher zum Kennenlernen und Erkunden des eidgenössischen Bildungssystems ein.

Berufsbotschafter aus der Schweiz

Für die Themenwoche suchte das SBFI die Zusammenarbeit mit der Stiftung SwissSkills, welche sich auf die Förderung von jungen Berufstalenten konzentriert. Gemeinsam identifizierte man im Vorfeld zur Expo sogenannte «Ambassadors» – junge Menschen, die erfolgreich an nationalen oder internationalen Berufsmeisterschaften teilgenommen hatten. Sechs solcher «Berufsbotschafter» reisten für den Anlass in die Vereinigten Arabischen Emirate, beteiligten sich an mehreren bilateralen Treffen, beantworteten Fragen aus dem Publikum und zeigten ihr berufliches Können. So bestritt etwa ein Schweizer Goldschmied einen freundschaftlichen Wettbewerb mit einer emiratischen Branchenkollegin. Nebst den Fachdelegationen zeigten auch der Bildungsminister der Vereinigten Arabischen Staaten Hussain bin Ibrahim Al Hammadi und die Bildungsministerin der Lombardei Melania De Nichilo Rizzoli an den Anlässen grosses Interesse.

dubai-2
Bilateraler Austausch von Schweizer und emiratischen Experten und Expertinnen. Im Bild: Berufsleute beider Länder, die an den WorldSkills teilgenommen hatten. Bild: SBFI

Die Aufgabe der «Ambassadors» bestand darin, durch Können und professionelle Erfolge Jugendliche zur Aufnahme einer Berufsbildung zu motivieren – gemäss Feedbacks der Teilnehmenden ist dies gelungen. Zudem wurde eine attraktive visuelle Ausstellung konzipiert, die auch in kommenden Jahren in diversen Kontexten eingesetzt werden kann.

Roman Kern, Ressortleiter Swissnex a.i. im SBFI, ist in die Emirate gereist, um die Expo und den Schweizer Pavillon zu erleben. Dies auch im Hinblick auf die Expo 2025 in Osaka, bei welcher der neue Swissnex-Standort in Japan eine Führungsrolle einnehmen wird. Die Weltausstellung in Dubai wertet Kern als Erfolg: «Viele unserer BFI-Partner stossen auf internationales Interesse. Daraus ergeben sich hoffentlich langfristige und für beide Seiten gewinnbringende Partnerschaften.»

Eine Chance zum Netzwerken

Das Berufsbildungssystem ist nur ein Aspekt der Schweizer BFI-Expertise, die im Rahmen des Schweizer Pavillons vermittelt wurde. Der Anlass ermöglichte es ausserdem, namhafte Akteure aus Wissenschaft und Innovation miteinander zu vernetzen. Dazu zählt die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) – eine der weltweit anerkanntesten Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Sie ist nicht erst seit der Expo im Mittleren Osten präsent. Bereits 2009 eröffnete sie in Emirate Ras Al Khaimah (120 Kilometer nördlich von Dubai) eine Niederlassung.

Für die EPFL Middle East war die Anwesenheit von Swissnex an der Expo ein Glücksfall, wie ihr Vizedirektor Fadi Bayoud verrät. «Die EPFL bekam so die Möglichkeit, im Rahmen der Swissnex-Aktivitäten viele Akademikerinnen und Akademiker im Schweizer Pavillon und in den anderen Pavillons zu treffen. Dadurch begegneten wir Leuten, mit denen wir sonst keinen direkten Kontakt haben – so können wir unser Netzwerk ausbauen.» In Zusammenarbeit mit dem Swissnex Mobile in Dubai an der Expo 2020, Swissnex in Indien sowie der Universität der Vereinigten Arabischen Emirate brachte die EPFL Middle East etwa einen zukunftsweisenden Workshop zur digitalen urbanen Mobilität auf den Weg.

dubai-3
An den Innenwänden und Rändern der «Brunnen» prangen Botschaften, von der Decke werden Einspielungen auf den Boden projiziert. Ein Bildschirm im Raum lädt zum interaktiven Spiel zu Berufskarrieren ein. Bild: SBFI

In Kooperation mit Swissnex organisierte auch das EPFL Space Center an der Expo (parallel zum gleichzeitig in Dubai stattfindenden «International Astronautical Congress», an dem die Abteilung Raumfahrt des SBFI und Swissnex ebenfalls beteiligt waren) eine Themenwoche zu Weltraum und Weltraumforschung. Neben hochkarätigen Wissenschaftsvertretern aus verschiedenen Ländern waren auch der frühere Schweizer Astronaut Claude Nicollier und die frühere japanische Astronautin Naoko Yamazaki zugegen.

dubai-4
Der emiratische Bildungsminister (rechts im Bild) und Generalkonsul Frank Eggmann im Gespräch mit den Delegationen junger Berufsleute aus der Schweiz und den Emiraten.
Bild: SBFI

Positive Bilanz des Schweizer Auftritts

Genau solche vielschichtigen und interdisziplinären Kontaktmöglichkeiten sind es, welche das SBFI an der Expo begünstigen wollte. «Vor allem im Rahmen von Anlässen half Swissnex im Schweizer Pavillon, die Punkte miteinander zu verbinden», sagt Dante Larini, der Swissnex Projektleiter des Schweizer Pavillons in Dubai. Mit «Punkte verbinden» meint er, Kontakte zwischen Akteuren zu schaffen, die das Potenzial für künftige Zusammenarbeit mit sich bringen. «Im Vorfeld investierten wir viel Zeit in die Auswahl der richtigen Leute für unsere Präsentationen», erklärt Larini. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben: «Während der Veranstaltungen fand ein reger Austausch statt, da unsere Aktivitäten sehr interaktiv waren, sowohl mit den Referierenden als auch mit dem Publikum.» Ein Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit war etwa die Veranstaltung zu Respekt gegenüber dem kulturellen Erbe mit Dr. Patrick Michel von der Universität Lausanne und Prof. Grazia Tucci von der Università delle Studie di Firenze, die weitere Kollaborationen nach sich zog.

Der Projektleiter zieht eine positive Bilanz des Schweizer Auftritts in Dubai: «Unsere Präsenz und die Teilnahme an unseren Veranstaltungen waren ein Erfolg, wie die Rückmeldungen der teilnehmenden Universitäten, Forschenden, Start-ups und die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher zeigten. Ebenfalls als sehr positiv werte ich die Anzeichen für künftige Zusammenarbeiten.»

Weitere Informationen

Roman Kern, SBFI
Leiter a.i. Ressort Swissnex Netzwerk

www.swissnex.org

https://www.sbfi.admin.ch/content/sbfi/de/home/dienstleistungen/publikationen/publikationsdatenbank/s-n-2022-2/s-n-2022-2f.html