Als Fortsetzung der in den letzten Jahren durchgeführten bibliometrischen Analysen hat das SBFI einen neuen Bericht veröffentlicht: «Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz, 2008–2020; eine bibliometrische Untersuchung zur Forschung in der Schweiz». Dieser Bericht analysiert die Leistungsfähigkeit der Schweizer Forschung anhand der wissenschaftlichen Publikationen von Forschenden in der Schweiz. Diese Ausgabe enthält zwei Neuerungen, auf die der vorliegende Artikel fokussiert: eine Analyse zur strategisch wichtigen Schlüsseltechnologie Quantum und eine Analyse zum forschungspolitisch wichtigen Thema Open Access (freier Online-Zugang zu wissenschaftlichen Resultaten).
Der Bericht über wissenschaftliche Publikationen vergleicht die Schweiz mit anderen Ländern und beschreibt die Entwicklung ihrer Leistung anhand bibliometrischer Indikatoren wie die Anzahl der Publikationen pro Land, die Publikationen pro Forschungsbereich, der Impacts (siehe Kasten) oder auch die internationalen Kooperationen.
Publikationen im Bereich Quantum
Die weltweite Anzahl der Publikationen in den Quantenwissenschaften nimmt stetig zu und hat sich seit dem ersten Beobachtungszeitraum (2008–2012) fast verdoppelt: Sie ist von 42'000 Publikationen auf rund 82'200 Publikationen 2016–2020 angestiegen. Auch in der Schweiz (Abb. 1) ist die Anzahl kontinuierlich gestiegen, von 399 Publikationen in den Jahren 2008–2012 auf 845 Publikationen 2016–2020. Das Wachstum hat sich im letzten Beobachtungszeitraum leicht verlangsamt.
2008–2012 wiesen die USA die meisten Publikationen in den Quantenwissenschaften aus (17,9% der Gesamtzahl weltweit). Unterdessen hat sich China mit einem Anteil von 22,1% im Zeitraum 2016–2020 zum grössten Produzenten entwickelt (Abb. 2). Die Schweiz hat ihren weltweiten Anteil an den Publikationen in den Quantenwissenschaften von 0,9% im Zeitraum 2008–2012 auf 1% im Zeitraum 2016–2020 leicht erhöht.
Impact der Publikationen im Bereich Quantum
Die Schweiz schneidet beim Impact der Publikationen in den Quantenwissenschaften sehr gut ab: 2016–2020 belegt sie die Spitzenposition vor Deutschland und dem Vereinigten Königreich, wobei ihr Impact 33 Punkte über dem weltweiten Mittelwert liegt (Abb. 3).
Der Impact der Publikationen eines Landes zeigt die Beachtung, die seine Publikationen bei den Forschenden erhalten. Er bemisst sich daran, wie oft die Publikationen zitiert werden. Für jede Publikation wird die Anzahl Zitierungen relativiert, d. h. durch den weltweiten Durchschnitt der Zitierungen des betreffenden Forschungsbereichs geteilt, und anschliessend auf einer Skala angeordnet, auf der 100 dem weltweiten Durchschnitt entspricht.
Partnerschaften der Schweiz bei den Publikationen im Bereich Quantum
Der Anteil der internationalen Zusammenarbeit bei den Publikationen in den Quantenwissenschaften der Schweiz war stets sehr hoch; 2008–2012 betrug er 85% und bis 2016–2020 stieg er auf 89%. In den Jahren 2008–2012 arbeiteten die Quantenforschenden der Schweiz am häufigsten mit Partnern in den Nachbarländern Italien (20,5%), Deutschland (13,5%) und Frankreich (11,7%) sowie den USA (10,9%) zusammen (Abb. 4). 2016–2020 waren die USA der wichtigste Partner der Schweiz (15,2%), dahinter folgten Italien (9,7%), Deutschland (8,5%) und Frankreich (8%).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schweiz im Bereich der Quantenforschung gut vertreten ist. Zwar kann sie als kleines Land zahlenmässig nicht mit den Grossen mithalten, aber sie beteiligt sich am globalen Trend, indem auch sie ihre Publikationen in diesem Bereich in den letzten Jahren gesteigert hat. Darüber hinaus nimmt die Schweiz, was den Impact ihrer Publikationen betrifft, im internationalen Vergleich eine Spitzenposition in der Quantenforschung ein.
Abbildung 1: Entwicklung der Publikationen im Bereich Quantum in der Schweiz
Abbildung 2: Weltweiter Anteil an Publikationen im Bereich Quantum nach Ländern in den Zeiträumen 2008–2012 und 2016–2020, für die 20 produktivsten Länder
Abbildung 3: Impact-Indikator der Publikationen im Bereich Quantum, 2016–2020
Abbildung 4: Herkunft der Forschungspartner/innen der Schweiz bei den Publikationen im Bereich Quantum, in Prozent an allen Quantum-Partnerschaften der Schweiz, für die führenden 10 Länder
Open-Access-Publikationen
Die weltweite Zahl der Open-Access-Publikationen (OA-Publikationen) steigt stetig an und nimmt im Vergleich zu den Nicht-OA-Publikationen einen immer grösseren Stellenwert ein: Der Anteil der OA-Publikationen stieg von 34% im Zeitraum 2008–2012 auf 48% im Zeitraum 2016–2020.
2008–2012 haben vier Länder einen Anteil von über 50% OA-Publikationen: Indonesien (57%), Chile (56%), Kolumbien (54%) und Brasilien (52%). Dahinter folgen die USA (46%), die Schweiz (43%) und die Niederlande (40%). Unterdessen ist der Anteil der OA-Publikationen in allen Ländern gestiegen. Aktuell veröffentlichen 22 Länder über 50% ihrer Publikationen in Form von Open Access.
2016–2020 steht das Vereinigte Königreich mit 69% seiner Publikationen in Form von OA-Publikationen an erster Stelle, gefolgt von Finnland (65%) und den Niederlanden (65%). Die Schweiz belegt mit einem Anteil von 60% den 8. Platz (Abb. 5).
Abbildung 5: Anteil der OA-Publikationen an der nationalen Produktion des Landes, für die führenden 20 Länder
OA-Publikationen nach Forschungsbereich
Der Anteil an OA-Publikationen unterscheidet sich je nach Forschungsbereich. In der Schweiz weist der Bereich «Life Sciences» den grössten Anteil an OA-Publikationen auf: 2016–2020 betrug er 69%. Danach folgen die Bereiche «Physik, Chemie und Erdwissenschaften» (66%), «Landwirtschaft, Biologie und Umweltwissenschaften» (62%) und «Klinische Medizin» (60%). In den drei restlichen Forschungsbereichen erfolgt die Veröffentlichung in weniger als 50% in Form von Open Access (Abb. 6), aber auch sie verzeichnen seit Beginn des Untersuchungszeitraums eine deutliche Zunahme.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Open-Access-Veröffentlichung immer mehr zunimmt, aber noch nicht allgemein akzeptiert ist und starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Forschungsbereichen sichtbar sind.
Abbildung 6: Anteil der OA- und Nicht-OA-Publikationen nach Forschungsbereich
Quelle für alle Abbildungen: Clarivate Analytics (SCIE/SSCIE/A&HCI/ESCI), Bearbeitung SBFI
Autorin
Isabelle Maye, SBFI
Wissenschaftliche Beraterin
Ressort Nationale Forschung