Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser
Quantenwissenschaften und die Quantentechnologien (QIST) sind, rund um den Globus diskutiert und bearbeitet, ein in sehr vielen Aspekten noch weites Feld. Dabei ist die Komplexität der wissenschaftlichen und anwendungsrelevanten Herausforderungen enorm, sie macht interdisziplinäre Anstrengungen aller technischen Wissenschaften von der Physik über die Mathematik bis hin zu Chemie, Informatik und zum Ingenieurwesen nötig. Und nicht vergessen gehen darf: Die Einführung und Anwendung neuer Technologien muss, zumal in demokratisch-freiheitlichen Staaten, im Rahmen von Transparenz, Dialog und Vertrauen geschehen – «Quantum» hat also auch geistes- und sozialwissenschaftliche Aspekte.
Dies umso mehr als das Potenzial neuer Anwendungsmöglichkeiten im Bereich QIST sehr gross scheint: «Quantencomputer könnten die Entwicklung neuer Materialien, Chemikalien oder Pharmazeutika unterstützen, Lösungen für komplexe Entscheidungsprobleme liefern (zum Beispiel in der Logistik) oder neue Erkenntnisse in der Wissenschaft ermöglichen» (White Paper Quantentechnologie in der Schweiz des Schweizerischen Wissenschaftsrats, 2020).
Wie ist die Schweiz mit Quantenwissenschaften und Quantentechnologien positioniert? Während China, die USA, Russland und Deutschland anteilsmässig die aktivsten Länder bezüglich Quantum-Publikationen sind, steht die Schweiz vor Deutschland, UK, Österreich und den USA an der Spitze der Länder bezüglich Impact, also der Wirkung solcher Publikationen.
Dies ist mit dem Umstand zu verdanken, dass die Schweiz seit über zwei Dekaden in Quantenforschung investiert. Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NCCR) Quantenphotonik und Nanoscale Science wurden 2001 an der EPF Lausanne beziehungsweise Uni Basel lanciert, 2010 der NCCR Quantenwissenschaften und -technologie an der ETH Zürich und 2020 der NCCR Spin Qubits in Silicon wiederum an der Uni Basel. Die im Mai 2022 vom Bund gestartete Nationale Quanteninitiative baut auf den entsprechenden Investitionen des Bundes und der Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen auf.
Dass die US-Regierung Mitte Oktober mit der Schweizer Regierung eine Erklärung über die Zusammenarbeit im zukunftsträchtigen Forschungs- und Innovationsfeld der Quantentechnologie unterzeichnet hat und das Vereinigte Königreich Anfang November ein Memorandum of Understanding über die Forschungszusammenarbeit mit der Schweiz, in welchem das Thema QIST explizit erwähnt ist, kommt nicht von ungefähr: Hier haben sich starke Partner zur bilateralen Zusammenarbeit gefunden.
Gemäss der Logik «das eine tun und das andere nicht lassen» sollen diese beiden erfreulichen Schritte eine zukünftige Assoziierung an Horizon Europe ergänzen. Sie folgen der bewährten Strategie des Bundes, kontinuierlich optimale Rahmenbedingungen für die internationale Zusammenarbeit der Schweizer BFI-Akteure innerhalb geeigneter Instrumente, bezüglich thematischer Interessen und Opportunitäten sowie mit Blick auf internationale Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.
Martina Hirayama
Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation