Mehr Ausbildungsplätze dank Sonderprogramm Humanmedizin

Gemäss seiner Zuständigkeit koordiniert und unterstützt der Bund zusammen mit den Kantonen hochschulpolitische Projekte von gesamtschweizerischer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stellen wir nachfolgend die ersten Ergebnisse aus dem Sonderprogramm Humanmedizin vor. Weitere Themen dieses Artikels sind die vom Bund unterstützte Schweizer Beteiligung bei der Initiative «European Universities» und das Flächeninventar über die Entwicklung der Nutzungsflächen der kantonalen Universitäten und Fachhochschulen.

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Um die Gesundheitsversorgung in der Schweiz nachhaltig sicherzustellen, wurden die Ausbildungsplätze in Humanmedizin in den letzten Jahren stetig erhöht. Bild: Adobe Stock

Im Rahmen der projektgebundenen Beiträge 2017–2020 (siehe Kasten) haben Bundesrat und Parlament 100 Millionen Franken für das Sonderprogramm Humanmedizin gesprochen. Es hatte zum Ziel, die Anzahl Abschlüsse von rund 900 im Jahr 2016 bis 2025 nachhaltig auf mindestens 1300 pro Jahr zu erhöhen, um die Abhängigkeit von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland zu reduzieren. Dieses Ziel sollte voraussichtlich erreicht werden können, wie der Schlussbericht von swissuniversities und die Evaluation von econcept AG (Zürich) und deren Partnerfirma Strategos SA (Lausanne) zeigen.

Die universitären Hochschulen haben insbesondere die Studienplätze auf Masterstufe ausgebaut, von 1055 im Jahr 2016 auf 1445 im 2021 (+390; für 2023 sind 1460 Studienplätze angekündigt). Das Ziel von mindestens 1300 Abschlüssen in Humanmedizin ab 2025 kann damit erreicht werden. Der Ausbau erfolgte einerseits an den bestehenden Standorten (Universitäten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Zürich), anderseits durch die Schaffung von neuen Studiengängen auf Bachelor- (ETH Zürich, Universität Zürich: St. Galler Track und Luzerner Track) und Masterstufe (Universität Freiburg, Joint Medical Master UniSG-UZH, Joint Medical Master UniLU-UZH, Università della Svizzera italiana). Die ergriffenen Massnahmen haben eine deutliche Diversifizierung der Ausbildungslandschaft in der Humanmedizin bewirkt.

Übergeordnet wurden mit dem Sonderprogramm zwei Schwerpunkte gesetzt: Interprofessionalität sowie Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung. Diese sollten mit spezifischen Massnahmen gefördert werden.

Standort / Ausbildung Schwerpunkte
Universitäten Genf und Lausanne / Passerelle Biologie, Biotechnologie, Big Data
ETH Zürich / Bachelor Molekularbiologie, Medizintechnik
Universitäten Zürich und St. Gallen / Joint Medical Master Management im Gesundheitswesen, Interprofessionalität, medizinische Grundversorgung
Universitäten Zürich und Luzern / Joint Medical Master Gesundheitsökonomie, Management, Praxisführung
Universität Freiburg / Master Hausarztmedizin
Università della Svizzera italiana / Master Klinische Ausbildung, Leadership, Interprofessionalität, personalisierte Medizin

Massnahmen zur Förderung der Interprofessionalität:

  • Veranstaltungen mit Studierenden verschiedener Gesundheitsberufe
  • Vermittlung von Kompetenzen der interprofessionellen Zusammenarbeit (z.B. Arbeiten in der Gruppe, Kommunikation, Führung und Organisation im Gesundheitswesen)
  • Innovative Projekte in Lehre und Praxis (z.B. Simulationen interprofessionelle Kommunikation und Kollaboration, obligatorisches Pflegepraktikum)

Massnahmen zur Förderung der Hausarztmedizin und medizinischen Grundversorgung:

  • Lehre der Hausarztmedizin / medizinischen Grundversorgung als transversales Thema
  • Praktika in der Hausarztmedizin, zum Teil über längere Zeit und im Wochentakt
  • Mindestanzahl an Praktikumstagen in einer Hausarztpraxis
  • Einbindung von Hausärztinnen und Hausärzten in die Lehre
  • Mentoring zwischen Hausärztinnen / Hausärzten und Studierenden

Die externe Evaluation hält fest, dass die ergriffenen Massnahmen Wirkung zeigen und das Sonderprogramm einen Beitrag zur Sensibilisierung für die medizinische Grundversorgung und Hausarztmedizin sowie die Interprofessionalität geleistet hat. Die angestrebte Diversifizierung der Ausbildungslandschaft in der Humanmedizin ist erfolgt und dürfte weiter fortschreiten. Gemäss dem Schlussbericht der Rektorenkonferenz swissuniversities führen die universitären Hochschulen die Projekte des Sonderprogramms Humanmedizin fort. Die Finanzierung erfolgt künftig über die ordentliche Finanzierung der Hochschulen (Träger, interkantonale Beiträge sowie Grundbeiträge nach Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz HFKG). swissuniversities wird die Entwicklung weiter beobachten, insbesondere die Erhöhung der Anzahl Abschlüsse bis 2025.

Autoren

Sonja Henrich-Barrat, SBFI (Projekt SPHM)
Wissenschaftliche Beraterin Abteilung Hochschulen

Diego Nell, SBFI (Evaluation projektgebundene Beiträge)
Projektverantwortlicher Ressort Grund- und Projektbeiträge

Weitere Informationen

Sonderprogramm Humanmedizin

https://www.sbfi.admin.ch/content/sbfi/de/home/dienstleistungen/publikationen/publikationsdatenbank/s-n-2022-6/s-n-2022-6b.html