Im Jahr 2019 lancierte die EU die Erasmus+ Initiative «European Universities (EUI)». Sie verfolgt das Ziel, die transnationale institutionelle Zusammenarbeit innerhalb des Europäischen Hochschulraums zu vertiefen. Im Rahmen der EUI schliessen sich mindestens drei, durchschnittlich aber neun Hochschuleinrichtungen zu sogenannten Allianzen zusammen, in denen es unterschiedliche Formen des Austauschs gibt. So werden beispielsweise Studiengänge geschaffen, bei denen Studierende Module an allen Mitgliedsuniversitäten der Allianz, also quer durch Europa, besuchen können. Oder es werden neue Formen transnationaler Anstellungen für Lehrpersonal ausprobiert.

Die Ausschreibungen finden im Rahmen von Erasmus+ statt. An der Ausschreibung 2022 konnten sich Schweizer Hochschulen erstmals als «assoziierte Partnerinnen» an der Initiative beteiligen. Der Bund unterstützt ihre Teilnahme mit insgesamt sechs Millionen Franken. Die Europäischen Hochschulen erhalten Fördergelder während vier Jahren, wobei erwartet wird, dass sie ihre Zusammenarbeit über diesen Zeitraum hinaus weiterführen. Die Organisation des Teilnahmeprozesses für Schweizer Partner liegt bei Movetia, der nationalen Agentur des Bundes und der Kantone zur Förderung von Austausch und Mobilität in der Bildung.
Nach den Ausschreibungen 2020 und 2022 gibt es nun 44 Europäische Hochschulen, denen 340 Hochschuleinrichtungen in 31 Ländern (alle EU-Länder sowie Island, Norwegen, Serbien und die Türkei) angehören. Von den 2022 ausgewählten Projekten sind vier mit Schweizer Beteiligung.
Diese Projekte mit einer Laufzeit von vier Jahren starten zwischen Oktober und Dezember 2022. Auf europäischer Ebene beinhaltet der Call 2023 hauptsächlich Folgefinanzierungen für die 2020 ausgewählten Pilotallianzen und deren Vergrösserung. Dennoch wird auch eine kleine Anzahl neuer Allianzen finanziert werden. Die Erasmus+ Ausschreibung 2023 wurde im Herbst lanciert. Für die Beteiligung von Schweizer Hochschulen am Call 2023 hat Movetia wiederum eine separate, nationale Ausschreibung lanciert.
Universität Genf: 1CORE
Das Projekt 1CORE wird das gemeinsame Bildungsangebot der Allianz 4EU+ erweitern, innovative pädagogische Konzepte entwickeln, nahtlose Mobilität anstreben, neue Lösungen für den gemeinsamen Campus einsetzen und neue Massnahmen zur Einbindung der Gesellschaft umsetzen. 4EU+ besteht aus sieben forschungsintensiven Universitäten, die seit 2021 als Verein organisiert sind, um ihre Vision einer wahrhaft «europäischen Universität» zu verwirklichen.
Universität Lausanne: CIVIS2
CIVIS2, ein Projekt von elf Hochschulen, verfolgt das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulraums zu stärken und einer grossen Anzahl Studierender und Mitarbeitender den Zugang zur Tertiärstufe zu ermöglichen. Der Fokus der gemeinsamen Langzeitstrategie liegt auf der nachhaltigen Steigerung der Mobilität, der Bündelung von Ressourcen und der Stärkung der Kooperation durch gemeinsame Bildungs- und Forschungsagenden.
Universität Basel: EPICUR-SHAPE-IT
Das Projekt EPICUR-SHAPE-IT vereint neun Hochschulen mit dem Ziel, die langfristige institutionelle Kooperation zu verstärken. Im Bereich der Lehre sollen eine gemeinsame Kurspalette zu sozial relevanten Themen sowie innovative Unterrichtsformate, die für interuniversitäre Studien geeignet sind, entwickelt werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Steigerung der Studierendenmobilität auf Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe.
Universität Zürich: Una.Futura
Am Projekt Una.Futura der Allianz Una Europa sind elf Forschungsuniversitäten beteiligt. In sechs Schwerpunktbereichen (Cultural Heritage, Data Science and Artificial Intelligence, European Studies, One Health, Sustainability sowie Material Design and Engineering) werden gemeinsame Lernmöglichkeiten, einschliesslich Diplome, entwickelt und soll die Studierenden- und Personalmobilität weiter gesteigert werden.

«Im Verbund mit EPICUR die europäischen Werte leben, das Lehrangebot attraktiver gestalten und die interkulturellen Kompetenzen der Studierenden stärken.»
Andrea Schenker-Wicki
Rektorin der Universität Basel

«Für die UNIL stellt CIVIS eine grossartige Gelegenheit dar, an einem ehrgeizigen europäischen Projekt teilzunehmen, von dem die gesamte Gesellschaft profitiert.»
Frédéric Herman
Rektor der Universität Lausanne

«Exzellenz und Innovation können nur durch eine aktive Teilnahme am Europäischen Hochschul- und Forschungsraum aufrechterhalten werden. Ich bin stolz darauf, dass die Universität Zürich Una Europa beigetreten ist. Einem führenden europäischen Bündnis, das die Hochschulbildung neu denkt.»
Michael Schaepman
Rektor der Universität Zürich

«Bei 4EU+ mitzumachen heisst, sein Wissen zu teilen. Wissen, um die Herausforderungen von morgen zu meistern und die Zukunft Europas zu gestalten.»
Yves Flückiger
Rektor, Universität Genf
Autor
Gaétan Lagger, SBFI
Projektverantwortlicher
Ressort Internationale Bildungszusammenarbeit und Berufsqualifikationen