Weitere internationale Forschungsorganisationen: SESAME, ELI, SEEIIST, DUNE und GBC

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Die MS Beamline ist seit 2020 bei SESAME in Betrieb und basiert auf Komponenten, welche vom Paul Scherrer Institut (PSI) geschenkt wurden. © SESAME

Die Schweiz begleitet weitere internationale Forschungsorganisationen und -projekte einerseits als Beobachterin, anderseits mit Know-how oder auf technischer Ebene. Für diese Beteiligungen ist das SBFI zuständig, von der Erstellung des finanziellen Rahmens über die Evaluation der Vorteile einer Beteiligung bis hin zur Unterzeichnung eines internationalen Abkommens. Die Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen schweizerischen Wissenschaftsgemeinschaften werden eng in diese Arbeiten eingebunden.

Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East (SESAME)

SESAME ist eine internationale Forschungsorganisation, welche in Jordanien eine Synchrotron-Lichtquelle der dritten Generation betreibt. Im Jahr 2017, über 20 Jahre nach dem Projektstart, wurde SESAME eröffnet. Seit 2018 können sich Forschende aus der ganzen Welt um Strahlzeit bewerben und ihre Experimente an einer der inzwischen fünf Beamlines durchführen. Die Mitgliedstaaten von SESAME sind Zypern, Ägypten, Iran, Israel, Jordanien, Pakistan, Palästina und die Türkei. Neben der Schweiz, die seit 2010 einen Beobachterstatus im SESAME-Rat innehat, sind auch Brasilien, Kanada, China, das CERN, die EU, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Japan, Kuwait, Portugal, Russland, Spanien, Schweden, die Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und die USA Beobachter. SESAME wurde unter dem Schutzschirm der UNESCO und nach dem Modell des CERN gegründet und verfolgt zwei Hauptziele: Einerseits sollen die wissenschaftlichen Kapazitäten im Mittleren Osten gestärkt werden, andererseits soll der Frieden in dieser Region gefördert werden. Somit hat das Projekt eine starke diplomatische Dimension, wie dies auch beim CERN zur Zeit seiner Gründung (1954) der Fall war.

Das SBFI vertritt die Schweiz im SESAME-Rat. Als Beobachterin bezahlt die Schweiz keine Mitgliederbeiträge, dennoch unterstützt sie SESAME punktuell auch finanziell. Beispielsweise hat das SBFI dem Paul Scherrer Institut (PSI) im Jahr 2020 Mittel zugesprochen, um die Renovation eines Teils des SESAME-Beschleunigers zu ermöglichen.

Extreme Light Infrastructure ERIC (ELI ERIC)

ELI ERIC ist eine Hochenergielaser-Infrastruktur, welche aktuell aus einem tschechischen (ELI-Beamlines) und einem ungarischen (ELI-ALPS) Standbein besteht. Seit 2022 können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt diese Infrastruktur nutzen. Die leistungsstarken Laser ermöglichen neuartige Experimente in der Materialforschung, der Physik und der Biologie. ELI ERIC wurde 2021 in der juristischen Form einer European Research Infrastructure Consortium (ERIC) gegründet. Es weist also viele Eigenschaften einer internationalen Forschungsorganisation auf, basiert jedoch auf EU-Recht.

Mitglieder des ELI ERIC sind Tschechien, Ungarn, Italien und Litauen. Deutschland und Bulgarien sind Beobachter. Finanziert wurde der Bau der beiden ELI-Standorte hauptsächlich durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Der Betrieb der Infrastruktur wird durch seine Mitglieder und Beobachter sichergestellt. Es ist vorgesehen, dass ELI ERIC in den nächsten Jahren um ein drittes Standbein in Rumänien ergänzt wird.

Die Schweiz ist weder Mitglied noch Beobachterin von ELI ERIC. Die Roadmap der Schweizerischen Photon Science Community aus dem Jahr 2021 hält jedoch fest, dass ELI ERIC vielversprechende Kapazitäten aufweist, die sonst nirgends zur Verfügung stehen. Deswegen sei die Entwicklung dieser Infrastruktur zu verfolgen ist und eine Mitgliedschaft der Schweiz in Zukunft allenfalls zu prüfen. Im Rahmen des Zweiten Schweizer Beitrags sind sowohl für Ungarn als auch für Tschechien Mittel für bilaterale Projekte im Kontext von ELI ERIC vorgesehen.

South East European International Institute for Sustainable Technologies (SEEIIST)

SEEIIST soll eine Infrastruktur für die Tumortherapie und die biomedizinische Forschung in Südosteuropa (genauer Standort ist noch nicht definiert) werden. Ab 2029 sollen im Protonentherapiezentrum die ersten Patienten behandelt werden. Momentan gibt es in Südosteuropa noch kein einziges solches Therapiezentrum und europaweit weist diese Region die höchste Mortalitätsrate für Krebserkrankungen auf. Dass die Infrastruktur nebst der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten auch für Forschungszwecke (Biomedizin) verwendet werden soll, macht sie einmalig. SEEIIST hat wie SESAME und das CERN einen ausgeprägten diplomatischen Charakter (Science for Peace). Das CERN, die UNESCO, die Europäische Kommission und weitere verwandte Infrastrukturen und Institutionen unterstützen SEEIIST in seiner Entstehungsphase. Die SEEIIST Association ist aktuell am CERN angesiedelt.

Beteiligt an SEEIIST sind Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Montenegro, Nord-Mazedonien, Serbien, Slowenien, Kroatien und Griechenland. Das Projekt HITRIplus, das unter Horizon 2020 gefördert wird, hat zum Ziel, die technischen Grundlagen für die zukünftige SEEIIST-Infrastruktur zu erstellen und die benötigte Expertise in Südosteuropa aufzubauen. Nebst Teilnehmenden aus Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Slowenien, Ungarn und Malta beteiligt sich auch das Paul Scherrer Institut an HITRIplus.

Das EDA unterstützt SEEIIST in seiner Vorbereitungsphase bei der Erstellung einer wissenschaftsdiplomatischen Roadmap. Das SBFI verfolgt das Projekt auf technischer und wissenschaftlicher Ebene.

Long-Baseline Neutrino Facility (LBNF) and Deep Underground Neutrino Experiment (DUNE)

Das Projekt DUNE hat zum Ziel, die Forschung im Bereich der Teilchenphysik weiterzuentwickeln. Dazu wird am Fermilab in der Nähe von Chicago in Illinois und am Sanford Underground Research Facility in South Dakota (USA) die Infrastruktur Long-Baseline Neutrino Facility, welche den weltweit stärksten Neutrinostrahl generieren wird, gebaut. Eine internationale Zusammenarbeit ist für die Finanzierung und Durchführung dieses Projekts zuständig, das angesichts der Fortschritte in der Teilchenphysik als wesentliche Ergänzung der am CERN durchgeführten Forschungen betrachtet wird.

Schweizer Forschende im Bereich der Neutrinophysik insbesondere der Universitäten Bern, Basel und ETH Zürich, leisten einen bedeutenden Beitrag zu dieser Infrastruktur. Der europäische Beitrag zu LBNF/DUNE wird vom CERN vorbereitet, welches einen der Detektoren des Experiments entwirft und baut. Der Bundesrat hat im Mai 2019 entschieden, den derzeit beim CERN entwickelten Sachbeitrag an LBNF/DUNE finanziell zu unterstützen.

Global Biodata Coalition (GBC)

Die Global Biodata Coalition (GBC) ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die Datenbanken und Analysewerkzeuge im Bereich der Bioinformatik, sogenannte Biodata-Ressourcen, finanzieren. Die Relevanz solcher Ressourcen ist in der jüngsten Vergangenheit stark gestiegen, beispielsweise im Kontext der Forschung am Coronavirus (SARS-CoV-2). Die rasche Verfügbarkeit relevanter Gensequenzen und weiterer Analyseergebnisse waren unerlässlich für die rasche Antwort der Wissenschaft auf das neuartige Virus. Das Zurückgreifen auf Biodata-Ressourcen ist heute für die Forschung unerlässlich und die Menge an Daten, die sie bereitstellen, wächst kontinuierlich.

Die GBC hat zum Ziel, die komplexe Landschaft der Biodata-Ressourcen zu erfassen und längerfristig ihr nachhaltiges Bestehen zugunsten der Forschung zu sichern. Die GBC soll den Organisationen, welche die weltweit wichtigsten Biodata-Ressourcen finanzieren, als Plattform dienen, damit sie sich koordinieren können.

Mit dem SIB (Swiss Institute of Bioinformatics) hat die Schweiz eine Institution, welche verschiedene relevante Biodata-Ressourcen betreibt. Das SBFI ist seit 2020 Mitglied der GBC und unterstützt sie finanziell.

Kontakt

SBFI, Xavier Reymond
Leiter Ressort
Internationale Forschungsorganisationen
T +41 58 462 34 52

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