Im Rahmen der Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen 2019 (Roadmap) prüft die Schweiz in den kommenden Jahren eine allfällige Beteiligung an vier in Vorbereitung oder im Bau befindlichen internationalen Forschungsorganisationen. Für die Vorbereitung dieser Beteiligungen – die auch in anderer Form als über eine Mitgliedschaft bei der Organisation erfolgen können – ist das SBFI zuständig, von der Erstellung des finanziellen Rahmens über die Evaluation der Vorteile einer Beteiligung für die Schweiz bis hin zur Unterzeichnung eines internationalen Abkommens. Die Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen schweizerischen Wissenschaftsgemeinschaften werden eng in diese Arbeiten eingebunden.
ELI, Extreme Light Infrastructure (Laserphysik)

ELI ist eine im Bau befindliche Forschungsinfrastruktur, die auf drei Standorte in drei Ländern verteilt ist: die Tschechische Republik, Rumänien und Ungarn. Sie ist die bisher einzige Spitzenforschungsinfrastruktur, die ausschliesslich in Ländern der erweiterten Europäischen Union angesiedelt ist und die einzige, für deren Bau als Hauptfinanzierungsquelle (85%) der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) dient.
An jedem Standort («Pfeiler») von ELI werden gegenwärtig Laser mit sehr hoher Intensität installiert, um zusätzliche Experimente in den Bereichen Materialphysik und Kernphysik durchführen zu können. Aufgrund der einmaligen Stärke und Intensität (zehnmal höher als bestehende Quellen) und der einzigartigen Möglichkeiten, die diese neuartigen Lichtquellen den internationalen Nutzerinnen und Nutzern bieten, wird ELI von den Projektverantwortlichen auch als «Laser-CERN» bezeichnet.
Die Laserphysik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt, angetrieben durch die immer grössere Leistungsfähigkeit der Quellen. Die möglichen Anwendungen dieser Laser der neuen Generation sind sehr vielversprechend und ein Forschungsfeld erster Wahl für die moderne Physik. Die Schweizer Forscherinnen und Forscher beobachten diese Entwicklung aufmerksam und entwickeln in der Schweiz geeignete Forschungsinfrastrukturen, die idealerweise durch einen Zugang zu den weltweiten Spitzeninfrastrukturen an den drei Standorten der ELI ergänzt werden sollen.
LBNF, Long-Baseline Neutrino Facility and DUNE, Deep Underground Neutrino Experiment (Teilchenphysik)

Die internationale Forschungsgemeinschaft im Bereich der Teilchenphysik entwickelt und baut ein Projekt bisher einzigartigen Ausmasses zur Weiterentwicklung der Forschung in diesem Bereich: Das Projekt DUNE, das in der speziell zu diesem Zweck geschaffenen LBNF-Infrastruktur durchgeführt werden soll. Eine internationale Zusammenarbeit ist für die Finanzierung und Durchführung dieses Projekts zuständig, das angesichts der Fortschritte in der Teilchenphysik als wesentliche Ergänzung der am CERN durchgeführten Forschungen betrachtet wird. Die Infrastruktur wird in den USA gebaut, einerseits am Fermilab in der Nähe von Chicago, andererseits in South Dakota, in einer dafür eingerichteten ehemaligen Mine in 1,5 km Tiefe.
Die Forscherinnen und Forscher der Schweiz im Bereich der Neutrinophysik, insbesondere die Universitäten Bern, Basel und die ETH Zürich, leisten einen bedeutenden und von der Zusammenarbeit sowie den zuständigen Behörden der USA sehr geschätzten Beitrag zu dieser Infrastruktur. Der europäische Beitrag zu LBNF/DUNE wird vom CERN vorbereitet, das einen der Detektoren des Experiments entwirft und baut. Der Bundesrat hat im Mai 2019 entschieden, den derzeit beim CERN entwickelten Sachbeitrag an LBNF/DUNE finanziell zu unterstützen.
Die Universitäten Genf und Bern sowie die ETH Zürich leisten bei Experimenten im Bereich der Neutrinophysik in Japan einen erheblichen Beitrag. Zudem prüfen sie, ob sie sich beim Bau einer Grossinfrastruktur in diesem Bereich ab 2020 beteiligen wollen.
Kontakt
SBFI, Xavier Reymond
Leiter Ressort
Internationale Forschungsorganisationen
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