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European Spallation Source: Europas leistungsfähigste Neutronenquelle

Die European Spallation Source (ESS) in Lund (Schweden) wird die weltweit leistungsfähigste Neutronenquelle sein. Sie erzeugt intensive Neutronenstrahlung, die in der Materialforschung neue Möglichkeiten schafft. Die Schweiz ist Gründungsmitglied und beteiligt sich an Bau, Betrieb und technischer Entwicklung.

Die ESS wird Forschenden ermöglichen, archäologische Artefakte oder Metallteile zu durchleuchten, biomolekulare Prozesse zu untersuchen oder die elektronische Struktur und Dynamik neuartiger Supraleiter zu verstehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Neutronenquellen (zum Beispiel jene am Institut Laue-Langevin ILL in Grenoble) werden die Neutronen bei der ESS nicht durch Kernspaltung in einem Reaktor, sondern durch Spallation erzeugt: Dabei wird Metall (Wolfram) mit Protonen beschossen, um Neutronen freizusetzen.

Mit ihrer höheren Leistung wird die ESS bestehende Neutronenquellen – etwa in den USA (HFIR, SNS), Japan (J-PARC), Deutschland (FRM II), Frankreich (ILL) und auch in der Schweiz (SINQ) – ergänzen und neue Forschungsperspektiven eröffnen.

Die Bau- und Betriebskosten der ESS betragen bis 2027 voraussichtlich 3,13 Milliarden Euro, davon 1,84 Milliarden für den Bau (in Preisen von 2013). Die erste Betriebsphase begann 2019, parallel zur Fertigstellung der Infrastruktur.

Schweizer Beteiligung

Die ESS hat die Rechtsform eines European Research Infrastructure Consortium (ERIC). Die Schweiz ist der Organisation am 13. Juli 2015 als Gründungsmitglied beigetreten und seit Beginn anbei Planung und Bau der ESS dabei. Sie wird sich auch am Betrieb engagieren.

Im März 2015 hat das Parlament die Beteiligung der Schweiz an der ESS genehmigt und bis 2026 Mittel von insgesamt 130 Millionen Schweizer Franken bewilligt, das sind etwa 3,5% der Baukosten und der ersten Teilbetriebsjahre bis 2026. Im September 2020 wurde diese Summe um 35,6 Millionen Franken aufgestockt. Schweizer Forschende und Institutionen wie das Paul Scherrer Institut (PSI) oder die ETH Lausanne haben sich schon in der Planungsphase intensiv beteiligt und werden dies auch künftig tun. Ein Teil des Schweizer Beitrags besteht aus Komponenten, die an Schweizer Forschungseinrichtungen entwickelt wurden.

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ist für die Schweizer Beteiligung an der ESS zuständig. Es erarbeitet die offizielle Position der Schweiz und vertritt diese im Rat und im Finanzkomitee der ESS. Die Beteiligung an der ESS ergänzt die Investitionen in bestehende Neutronenanlagen im In- (SINQ) und im Ausland (ILL), um Schweizer Forschenden bestmöglichen Zugang zu diesen Spitzenanlagen zu bieten.

Durch die Beteiligung der Schweiz können Schweizer Industriebetriebe an Ausschreibungen der ESS teilnehmen. Interessierte Unternehmen und Institutionen können sich für weitere Informationen an das Swiss ILO Office wenden.

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI

Internationale Forschungsorganisationen
Xavier Reymond